Mittwoch, 30. April 2008

Kopfkino

Hallo zusammen,
die Überschrift hat mir heute Dirk geliefert. Und ich finde sie sehr treffend, denn auch ich spiele immer wieder das Rennen, in Teilstücken in meinem Kopf durch. Ob das Vorteile bringt? Keine Ahnung, ich denke aber es bereitet ein klein wenig auf das Rennen vor.
Anna hat mir ihren Bericht heute schon recht früh zugeschickt, danke dafür:

"Und nun zurück zum Sport:Welch ein Sonnentag; es war mal wieder herrliches Wetter in Hamburg. So machte ich mich auch schon ganz zeitig auf zu meinem langen Lauf. Kurze Hose, Schießgewehr, nein, kurzes Oberteil und lange Hose waren heute angesagt. Sogar die Sonnenbrille kam mit - ganz was Neues.Locker machte ich mich auf Richtung Blankenese. Ich lief noch bis Falkenstein, drehte dann um, noch einen kleinen Abstecher durch den Jenischpark, und ich kam nach 3:02 zu Hause an. Puuh, das war lang, aber okay.
Wahrscheinlich ist das Wetter einfach wie ein Stimmungsbarometer, zudem hatte ich heut noch Musik dabei, prima. Zum Schwimmen hat es nicht mehr gereicht. Das wars dann für Heut von mir.Ich wünsche Euch allen einen wunderbaren Abend,viel Spass bei all den Trainingseinheiten die den nächsten freien Tagen,
Eure Anna-Sophia"

Anna, Mathias würde jetzt mit dir schimpfen. 3 Stunden waren doch eigentlich zuviel, es sollten doch maximal 2,5 Stunden sein. kannst trotzdem stolz sein. Den Vogel schießt heute wohl eindeutig unser Dirk ab. Hier sein langer Bericht:

"Kopfkino und learning by doing
Hey Ihr Lieben,
das war vielleicht ein Tag! Aber der Reihe nach. Leider hat mein Fahrrad den Flug nicht unbeschadet überstanden, beim Zusammenbauen passte das Hinterrad plötzlich nicht mehr in den Rahmen. Auch mit ziehen und drücken nicht (somit ist das Softcase zum Fliegen für mich raus). Ich hatte keine Lust mehr auf Experimente und unqualifizierte Schrauber, also rein ins Taxi und einmal quer über die ganze Insel zu unserem Magic-Steve aus dem Dorf La Santa.


Nach einem herzlichen Hallo mit ihm und Maria war der Renner schon im Schraubstock und siehe da, der Rahmen war verzogen und ein Teil des nagelneuen Umwerfers auch noch gebrochen. Aber für unseren Steve alles kein Problem, er nur mit einem schmunzeln : "I make your Bike a happy Bike" Eine halbe Stunde später war alles wie neu. Sagenhaft der Junge. Es war mittlerweile fast 11 Uhr, ich also los, ein fröhliches Windchen wehte mir auf die Nase und ab ging's vom Dorf La Santa am Club vorbei, über Soo nach Famara, Teguise, Haria, Mirador, Arrieta, Nazareth, kurz vor Uga links die traumhafte Abfahrt und dann nach Puerto del Carmen. Kommt Euch bekannt vor? Richtig, ist die Ironman-Strecke ab dem Dorf La Santa. Nach genau 5:00:45 stand ich vor dem Hotel Fariones und heute ist ja Mittwoch, das hieß, der lange Lauf stand noch auf dem Zettel.

Also rein ins Hotel, rein in die Laufschuhe und raus auf die Marathonstrecke. Wir müssen ja 4 Loops laufen, vom Hotel Fariones bis zum Hotel Biaritz, immer am Meer lang, immer hin und her. Die erste Runde ging ja noch, aber was mit Beginn der zweiten Runde bei mir für ein Kopfkino startete, spottet jeder Beschreibung. Sabine Schumacher hatte mir davon erzählt, das es bei ihr beim Ironman so war, aber erst heute weiss ich genau was sie meinte. Also um es kurz zu machen, die zweite Runde war für mich persönlich mental brutal hart. Ich hab aber gemerkt, dass die Ernährung ein wichtiger Schlüssel zu sein scheint, denn als ich mir jeweils ne Cola eingeatmet hatte, hab ich einen Schub bekommen und auf einmal ging's wieder. Im Gegensatz zu den Gels und Riegeln.

War auf jeden Fall eine gute und wichtige Erfahrung, denn ich wollte für mich wissen, wie es sich anfühlt, eine lange Radrunde mit einen langen Lauf zu koppeln. Wie ich am 24. Mai noch 2 Runden dranhängen will, darüber denke ich heute lieber nicht mehr nach. Ich bin die Radrunde übrigens auch ohne Tacho gefahren, denn ich hab gemerkt, alle Rechenspielchen, die ich sonst ja gerne angestellt habe sind nur ein minimaler Richtwert, so viele mir nicht bekannte Faktoren spielen hier am Raceday eine Rolle. Das Ding am 24. überhaupt zu finishen wird für mich auf jeden Fall eine derbe Quälerei und ich hab manchmal während des Laufens echte Zweifel bekommen, ob ich dieser Herausforderung gewachsen bin, denn heute das war ein kleiner Vorgeschmack. Der Vollständgikeit halber : Laufen 2:44 Stunden, gesamt : 7:44 Stunden!
Pa´a Dirk"

Dirk, eigentlich steht mir das gar nicht zu. Du bekommst von mir ohne "wenn und aber" den "Mann des Tages". Ich finde es total, sorry, geil, dass du das Ding so gemacht hast. Und du bekommst den Titel noch nicht einmal nur wegen deiner supertollen Leistung, sondern wegen der Erkenntniss, dass uns so höllisch viel auf unserem Weg passieren kann. Alles Rechnen können wir nämlich über den Haufen schmeißen, wenn nur eine klitzekleine Veränderung stattfinden sollte. Wir brauchen alle den Mut zum Abenteuer, und während des Rennens kann so viel schief gehen, aber genauso gut supergut laufen. Wir machen einfach alle das Beste daraus und lassen uns überraschen. Wir müssen dann auf jede Überraschung reagieren. Alles kann man einfach nicht planen!

Ich habe noch kurz mit Martin telefoniert. Er gestand mir, dass er nicht mehr in der Lage gewesen sei mir ein paar Zeilen zu schreiben.
Sein Tag begann wie immer mit dem üblichen Schwimmprogramm, 2600 Meter vor der Arbeit. Mit dabei, auch wie immer, Technik und Tempo.
Zum langen Lauf mußte er sich richtig aufraffen. Er ist, so erzählte er, heute ohne Zwischenstop bei Mathias und Anna, 2:13 Stunden durchgelaufen. Und das auch noch mit weniger Flüssigkeit als gewohnt. Nach diesen 27 Kilometern war er dann fix und alle. "Nach der Pasta mit Pesto ging es mir dann wieder etwas besser aber ich fühle mich einfach ausgebrannt".
Na ja, nach dem Pensum der letzten Wochen, wen wunderts? Aber lass uns unsere Reserven wieder aufgefüllt haben, Martin, dann zeigen wir was wir drauf haben.

Ehrlich gesagt, ein wenig kann ich es Martin ein wenig nachfühlen. Auch ich habe grad einen Punkt erreicht an dem ich mich doch auf die Zeit nach dem Training freue. Es gibt wirklich kaum noch ein Leben neben dem Job und dem Sport. Dennoch, das Ziel ist gesteckt und da wollen wir hin. Dirk hat mich, mit seinem Wettkampf auf Lanzarote, inspiriert. Ich fand die olympische Distanz als Koppeltraining doch eine richtig tolle Idee.

Heute Morgen war ich um 6.00 Uhr im Schwimmbad um die 1500 Meter zu schwimmen. Ich bin schon in Radsachen zum Bad gefahren. Nach den 30 Bahnen zurück nach Hause, dort sofort noch die Radschuhe an, aufs Rad und weiter. Trinkflaschen waren schon gefüllt und das Rad stand bereit. Die 25 Minuten vom Bad bis nach Hause habe ich aus der Zeitmessung ausgeschlossen.
40 Kilometer, so genau konnte ich das nicht abfahren aber viele von euch wissen ja, meine Hausstrecke hat 21,2 Kilometer. Also einfach das Ding zweimal gefahren.
Beim zweiten Wechsel habe ich nur kurz das durchgeschwitzte Oberteil mit einem trockenem getauscht, Schuhe an, weiter. Der erste Kilometer sollte so schnell wie möglich sein, um den Körper schneller an die neue Disziplin zu gewöhnen. Ob meine Laufstrecke genau 10 Kilometer lang ist spielt kaum eine Rolle. Auf jeden Fall habe ich auch das geschafft. Und es fühlte sich doch erstaunlich gut an.

Die Zeiten waren in etwa diese:
1500 Meter schwimmen 35 Minuten; 40 Kilometer Radfahren 1:27 Stunden; 10 Kilometer Laufen 56 Minuten
Insgesamt benötigte ich 2:58 Stunden.

Ist das gut oder einfach nur Durchschnitt? Ist mir völlig egal, ich habe 3 Stunden trainiert und das hat mich meinem Ziel wieder ein kleines bisschen näher gebracht.
Es ist schon wieder spät, Leute ich bin auch müde.
Euch eine gute Nacht und auch einen guten Morgen und für alle die lange schlafen einen guten Tag.

Thomas

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mentales Training. Klar hilft das bis zu einem bestimmten Punkt! :-)

Katrin

Anonym hat gesagt…

Also nun zu Dirk!
Ich bin erschrocken!
Was soll denn das? Wer verlangt denn von Euch mehr als 7 Stunden am Tag zu trainieren? sicher nicht Mathias.
Das ist idiotisch - Du brauchst Dich nicht wundern wenn es schlecht laufen sollte am Wettkampftag - Du brennst Dich im Vorwege aus, und wozu'?
Uns hier brauchst Du nichts zu beweisen.Hast Du schon mal was von einer Regeneration zwischen 2 0der 3 Trainingseinheiten gehört?

Gruss,
Lisa

Anonym hat gesagt…

Ich appeliere auch an Deine Vernunft, Dirk!
Du schadest Dir, glaub mir. Ich mache seit 12 Jahren diesen Sport, ich rede aus erfahrung.
Du wirst einbrechen, früher als Du denkst.
Entspann Dich, nur so kanns gehen.

Oliver aus München

Anonym hat gesagt…

Also auch noch den Titel "Mann des Tages"zu verleihen halte ich für diese Dummheit nicht angebracht....
Jetzt kann man nichts mehr gross testen und erzwingen.
Locker werden, Dirk!
Alles Gute

Lutz

Anonym hat gesagt…

Hallo Dirk, habe ich richtig verstanden, dass du am 3.5. auf Lanzarote einen olympischen Triathlon machst?
Wieso also so kurz voher noch bei einer langen Trainingseinheit die Beine kaputt machen?
Alle o.g. Kommentare stimmen, was nützt der Titel "Trainingsweltmeister".?
Also jetzt locker bleiben und alles wird gut.
Gruß Ralf

Dirk Kröger hat gesagt…

Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Anmerkungen und ich bin sicher, jeder von Euch hat sicher auf seine Weise Recht.
"Idiotisch, Dummheit usw. usw." Und trotzdem muss ich Euch sagen, genau diese Stunden gestern waren für mich emorm wichtig und richtig. Klar war es ein gewisses Risiko. Wie gehe ich damit um, wenn es wirklich hart wird. Das war für mich die entscheidende Frage.
Das gestern war mein persönlicher Vorbereitungswettkampf vor dem Ironman. Für mich ganz allein. Am Samstag der olympische Triathlon dient mir in erster Linie zu sehen, wie funktioniert der Ablauf mit einem Massenstart, die Wechselzonen, die Verpflegungsstellen beim Fahren, beim Laufen usw. Der Rest ist für mich ein hoffentlich interessanter und lehrreicher Trainingstag - mein Wettkampf war gestern. Liebe Grüße aus Lanzarote, Dirk

Brumming hat gesagt…

Kia ora Dirk - Dummheit oder nicht - ich weiß auch, dass solche Einheiten wichtig für den Kopf sind: Zu wissen, was auf einen zukommt und zu ahnen dass man es schafft. Du willst (noch) nicht nach Hawaii also kannst Du auch riskieren, ein bisschen Pulver für den Kopf zu verschießen.
Ich hoffe ich seh Dich und natürlich auch die anderen Kämpfer(m/f) am 24. auch noch auf der Laufstrecke ;-)

Anonym hat gesagt…

Dirk,
deine Argumente in allen ehren-
dennoch ist es totaler Schwachsinn was Du da gestern gemacht hast.

Gruss,
Arndt