Sonntag, 6. April 2008

Das Glück der Mutigen

Liebe Leute,

welch ein wundervoller Tag. War er nicht? Doch, das war er. Natürlich hat es viel geregnet, aber dieser Tag war für unser Team ein richtig guter (und das nicht nur, weil Ihr uns so viele schöne Kommentare geschrieben habt! Danke dafür!). Denn alle haben trainiert, keiner hat sich unterkriegen lassen, alle die Zeichen der Zeit erkannt, alle gekämpft für das Erreichen ihres Ziels. Ich bin begeistert.

Fangen wir heute mit Martin an. Er hat tatsächlich als erstes allen Mut zusammen genommen und ist aufs Rad gestiegen – obwohl es draußen bitterböse aussah:

"Hi Mathes!
Mein Plan für heute war so gut: Morgens um 7:10 Uhr mit Maria aufstehen (sie hat heute wieder mal Sonntags-Dienst im Krankenhaus), frühstücken und schön lange ab aufs Rad.
Also bis nach dem Frühstück lief auch alles wie geschmiert, dann fing es an zu regnen, vielmehr zu gießen. Schade, dachte ich und vertrieb mir die Zeit mit einer kleinen Reifenwechsel-Übung. Man will ja im Ernstfall keine Zeit verlieren.

So soll es sein: Martin probt den Ernstfall. Bitte alle mal ein Beispiel dran nehmen – wobei: Thomas musste das vergangene unfreiwillig mehrfach machen

Nach einer weiteren Tasse Kaffee hatte der Regen dann endlich nachgelassen, ich meine Schutzbleche ans Pearl gebaut und war bereit für 100 Kilometer auf dem Deich. Nach ein paar Rad-Problemen auf den ersten zwei Kilometern gings dann aber wirklich los. Bis Kilometer 45 auf dem Deich Volldampf, mit Schnitt 33 Km/h, dann umdrehen (aufgrund einer heftig schwarzen Gewitterwolke die sich in Form von Hagel über mir erleichterte) und gemütlich durch den Regen zurück (na toll!).

Zwar hab ich heute nur 76 Kilometer geschafft (in 2:38, Schnitt 29 Km/h) aber für die Wetterbedingungen bin ich zufrieden. Nach Kakao und drei Stücken Torte (ja, mein Körper braucht das manchmal) hab ich am Nachmittag noch eine gute Freundin auf einen Kaffee getroffen und bin zwei Stunden an der Alster spazieren gegangen. Also, für heute hab ich genügend Kälte und frische Luft abbekommen.


Und hier kommt mal wieder ein Wochenplan:

Mo Morgen: 1Stunde schwimmen, 2600 Meter inkl.Technik

Mo Abend: 1:05 Stunde laufen, ca. 14 Kilometer, 4 x 3 Minuten Intervall schnell (Puls über 146)

Di: 1 Stunde Rolle

Mi Morgen: 1 Stunde schwimmen, 2600 Meter inkl. Technik

Mi Abend: 1 Stunde Rolle

Do: 2:09 Stunden, langer Lauf (ca. 24 Kilometer), bei 123 bpm im Schnitt

Fr: 1 Stunde schwimmen, 2600 Meter inkl. Technik

Sa: Koppeltraining (wg. Scheißwetter), 1 Stunde Rolle, 1 Stunde laufen (12 Kilometer)

So: 2:38 Stunden Rad, 76 Kilometer, Schnitt 29,30 Km/h


Gesamt: 12:52 Stunden
.
Leider hat es nicht für 15,5 Stunden, wie letzte Woche, gereicht. Doch das Wetter hat diese Woche auch knallhart gegen uns gearbeitet. Nächste Woche wird bestimmt besser. Ich glaub' dran!
Pa'a. Lieben Gruß, Martin"


Mensch, da hat es Martin zwischendurch richtig erwischt. Aber obwohl er mit einem oder mehreren Schauern rechnen musste, ist er los gefahren. Super. Toll auch, dass er erstmalig unsere neue Rad-Einheit gemacht hat (so wie Thomas gestern), die da besagt, dass ein oder zweimal pro Woche für eine knappe Stunde richtig, richtig, richtig Druck auf dem Rad gemacht wird. Gut gemacht Martin – hat doch bestimmt Bock gemacht, oder?!

Das Wochenpensum finde ich im übrigen mehr als gut. Da ist alles drin und auch der Umfang stimmt (für die Wetterlage) absolut. Tatsächlich stellt sich an dieser Stelle die Frage, wie die Woche bei den anderen Dreien aussah. Ich möchte um Aufklärung in den nächsten zwei Tagen bitten!

Sehr gut finde ich auch seinen Reifenwechsel zu Hause. Diese Übung ist dem ganzen Team schon seit Beginn unseres Projekts ans Herz gelegt. Und ich kann nur hoffen, dass sie mindestens einmal pro Woche von jedem erledigt wird. Sollte einer von den Vieren nämlich im Wettkampf mal einen Platten haben, kann er (meine Erfahrung) damit rechnen, mit stark zitternden Händen (aufgrund der Aufregung und Anstrengung) am Straßenrand zu stehen. Wer dann nicht zumindest in Übung ist, wird hoffnungslos überfordert sein. Also, liebes Team, tut mir den Gefallen: Einmal pro Woche einen Reifen wechseln – gerne am Hinterrad, dann übt ihr auch gleichzeitig das etwas kompliziertere Einsetzen desselben.

Thomas hat ja derzeit Technikprobleme und kann sich nur per Telefon melden. Hier seine kurze SMS:

"Hallo zusammen, aufgrund von Kälte habe ich mein Radtraining bei Kilometer 50 abgebrochen. Ich war bis dato 1:53 Stunden mit einem Schnitt von 28,8 Km/h unterwegs. Ganz viele Grüße, Thomas"

Jetzt könnte man natürlich fragen, wieso der Typ plötzlich so weich ist und nach knapp 2 Stunden das Handtuch wirft. Ich weiß jedoch, dass Thomas heute Morgen auch schon 1:10 Stunden gelaufen ist. Und somit hat er heute sein Trainingssoll sehr gut erreicht.

Bevor ich nun von dem Rest der Hamburg-Fraktion berichte, wollte Anna ihrer Freude über die vielen schönen Kommentare Platz einräumen:

"All ihr Lieben,
mir ist das Gefühl von Stolz in meinem bisherigen Leben nicht oft unter gekommen, aber so wie ich mich gerade fühle, ja, das fühlt sich rund und wohl nach Stolz an.
Ich möchte Euch allen danken für Eure lobenden Worte.

Ich habe mit der Zeit die Anfänge vergessen, wie es war, nicht mal bis zum anderen Ende der Bahn schwimmen zu können. Viel Zeit ist seitdem vergangen, viele Tränen habe ich vergossen, mich verflucht, mit mir gehardert, an mir gezweifelt. Doch auch diese Zeit musste zu einem Ende kommen, ich mag nicht mehr zweifeln, nicht mehr aufgeben. Alles liegt nun bei mir, so wie natürlich schon von Anfang an, aber nun ist es klar vor mir.


Ich möchte so gut schwimmen wie ich kann, immer mit einem Ohr auf meinen Körper horchend, und dann werde ich nur noch auf viel Kraft hoffen, die mich dann vor der Cut-Zeit aus dem Wasser trägt.
Ihr Lieben, schwimmt raus aus Eurem Zweifel und lasst das gute Gefühl zu Euch kommen. Nochmals vielen Dank!
Allen Lesern eine gute Woche,
Eure Anna-Sophia"


Anna im Renn-Modus auf dem Deich

Und mit Anna geht es auch weiter. Denn ohne sie, wären weder Dirk noch ich heute 77 Kilometer Rad gefahren.
Denn als es auf 3 Uhr zuging, dem Zeitpunkt an dem wir Drei unsere Tour starten wollten, regnete es bitterlich in Hamburg. Ich fragte Anna, ob wir nicht lieber Rolle mit Laufen koppeln sollten, und kurz darauf rief Dirk bei uns an und stellte die gleiche Frage.

"Ich fahre auch alleine", lautete ihre Antwort, ein wenig trotzig aber sehr entschlossen. Ich sagte Dirk also, dass ich sie auf jeden Fall begleiten würde, und Dirk meinte, dass die Sache somit klar sei und er zum verabredeten Zeitpunkt am verabredeten Ort auf uns warten würde. Und so bastelten Anna und ich schnell unsere Schutzbleche an die Räder und los gings. Ein paar tausend Meter später trafen wir Dirk – ohne Schutzbleche und ohne Überschuhe (er sei zu faul gewesen, zum Auto zu gehen, wo diese wohl drin lagen), aber mit einem riesen Lächeln. Und es fielen die Worte, die wir gestern schon beim Regen-Jogg gesagt hatten: Nichts hält uns auf, und wenn der Regen stärker regnet, fahren wir gerade noch weiter. Also los!

Und Dirk im Renn-Modus

Tatsächlich stellten die dunklen Wolken eine halbe Stunde später jedoch ihr Terror-Werk ein, und es wurde zunehmend nett auf dem Deich. Nun wollte ich schauen, ob Anna und Dirk auch schon für Tempotraining (wie Martin und Thomas es absolvieren sollen) geeignet sind. Ich setzte also eine Marke, rund 10 Minuten entfernt, fest, bis zu welcher beide – mit einhundert Meter Abstand zueinander – im Renn-Modus fahren sollten: Ellenbogen auf den Aerolenker, Kopf runter und so drücken, dass es gerade für 10 Minuten reicht.

Was ich im Laufe der nächsten Minuten sah stimmte mich äußerst positiv. Gutes Tempo, ruhige Haltung, sehr gutes Timing, also Krafteinteilung, bei Beiden. Und Spaß hatte es ihnen auch gemacht. Was lag also näher, als nach 20 ruhigen Minuten noch einmal einen Intervall von rund 17 Minuten zu setzen – diesmal mit so viel Abstand (3 Minuten), dass der Andere keinen Anhaltspunkt bot, sich also jeder ganz auf sich alleine konzentrieren musste, sollte und konnte.

War ich beim ersten Mal dicht bei Dirk geblieben, fuhr ich nun hinter Anna her. Ich selbst wollte mit schwerem Gang ein wenig Kraftausdauertraining bestreiten. Und nun weiß ich nicht, ob das was ich bei Anna beobachtete, mir gefiel oder nicht. Mir gefiel, dass sie super gut und ruhig auf dem Rad saß. Mir gefiel, dass sie sehr rhythmisch trat und über den gesamten Zeitraum das gleiche Maß an Intensität auf die Pedale brachte. Mir gefiel überdies, dass sie wirklich schnell war. Was mir nicht gefiel, war die Erkenntnis, dass, wenn ich ihr gegenüber hätte aufholen wollen, volle Pulle hätte fahren müssen. Soll heißen: Ich war sehr beeindruckt. Es bleibt bei der Erkenntnis: Wenn Annas Knie mitspielt, ist da ein riesen Wumms vorhanden.

Dirks Resonanz auf den zweiten Intervall war auch sehr positiv, so dass die beiden nun auch ins Renn-Modus-Training mit aufgenommen sind. Während Martin und Thomas jedoch zweimal pro Woche den Kopf richtig zwischen die Schultern nehmen sollen/dürfen, sollten bei Anna und Dirk erstmal eine solche Einheit pro Woche reichen. Ich hoffe, dass ist für alle Beteiligten okay.

Bleibt noch anzumerken, dass wir drei heute für die 77 Kilometer 2:51 Stunden benötigt haben, was einem Schnitt von 27,5 entspricht. Und wenn Dirk und ich Anna nicht auf dem Rückweg vom Kreisel (Wendepunkt) deutlich gebremst hätten, wäre es wohl noch einen Punkt schneller geworden. Nur, der Rückweg vom Tempo-Training soll bitte immer mit Ruhe bestritten werden.

Die Drei vom Deich

Auch bleibt hier noch anzumerken, dass wir drei letztlich von weiterem Regen verschont blieben. Einmal sind wir richtiggehend um eine dunkle Wand herum gefahren. Aber, und das geht jetzt weitestgehend an Anna, das war heute wohl das Glück der Mutigen!
– Und der Fleißigen. Anna ist nämlich nach unserer Ankunft zuhause, einzig einen Schuhwechsel später, noch eine knappe viertel Stunde mit Schwung hinten drauf gelaufen.

Während ich nun mit einem Weizen hier sitze und den Tag vertippe, möchte ich noch einen Kinotipp loswerden. Dirk, eine gute Freundin von ihm, Canan, Anna und ich waren nämlich heute Abend in dem Film "Schmetterling und Tauchglocke". Die Geschichte handelt von dem früheren Chefredakteur der französichen ELLE, Jean-Dominique Bauby, der 1995, im Alter von nur 42 Jahren, von einem Schlaganfall niedergestreckt wurde, und infolge dessen komplett gelähmt war. Kommunizieren konnte er nur noch mit einem Auge, dessen Lid er schließen konnte.
Tatsächlich verfasste Bauby mit Hilfe einer "Übersetzerin" ein Buch über seine Geschichte, die nun die Grundlage für das Drehbuch des Films lieferte.

Uns hat dieser Film gezeigt, dass wir, wenn wir etwas gerne machen möchten, es möglichst rasch umsetzen sollten. Denn, so zeigt dieser Film überdeutlich, schon morgen kann es mit den großen Träumen vorüber sein. Jeder Tag ist somit ein Geschenk, welches es zu nutzen gilt.

Jean-Dominique Bauby hat es zumindest noch geschafft, seine Geschichte in Form eines Buches zu veröffentlichen. Dafür hat er gekämpft, mit aller ihm noch verbliebenen Kraft. Nur zehn Tage nach der Veröffentlichung starb er.

Ich wünsche Euch die gleiche Kraft und die gleiche Phantasie, mit welcher Jean-Dominique seine letzten zwei Jahre verlebt hat.

Herzlichst, Euer mathias

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Anna,

ich verfolge euren Blog nun schon seit der ersten Stern-TV Sendung und komme nun endlich mal dazu ein paar Zeilen zu schreiben.Ich hoffe du kannst dich noch an mich erinnern, wir kennen uns aus der früheren Clique Jan, Karsten, Ulf... ;-)
Ich bin total beeindruckt von dem was ihr leistet.Hut ab, echt!
Mein Freund und ich machen auch Triathlon, allerdings nur die Hobby-Variante :-)Ich wünsch dir und allen anderen aus eurem Team alles Glück der Welt für Lanzarote.Ich bin ganz sicher das ihr es alle schaffen werdet!
Einen ganz lieben Gruß, Daniela

Anonym hat gesagt…

Hej,
Daniela Ztiluk? Das ist ja ne Überraschung. Ich freue mich zu hören dass Dir unser Blog gefällt.
Hast Du nicht schon immer viel Sport getrieben hast - auch viel Schwimmen?
Ach noch was, wir sind doch auch NUR Hobbysportler, also schafft ihr Zwei auch Großartiges!
Lieben Gruss,
Anna-Sophia

Anonym hat gesagt…

Ja, richtig :-)Früher war ich etwas fleißiger.Du weißt ja wie das mit dem Schweinehund so ist ;-)
Ich werde euern Block auf jeden Fall weiterverfolgen und dir und dem ganzen Team im Mai ganz fest die Daumen drücken!Pa'a Daniela