Freitag, 11. April 2008

Und wieder Regen

Liebe Leute,

ich hoffe, Ihr habt alle die schönen Sonnenstunden des gestrigen Tages, oder auch die des gestrigen Abends genutzt um eine schöne Trainingseinheit hinzulegen. Denn heute war ja mal wieder alles im Dutt. Den ganzen Tag Kälte und Regen. Naja, so müssen wir uns wenigstens nicht ständig umgewöhnen.

Nun denn, laufen und schwimmen kann man auch bei diesem Wetter. Hier Dirks E-Mail:

"Heute Schwimmen: Intervalle 100/200/300/400/300/200/100 und Laufen: Kleine Alsterrunde 7,4 km"

Kurz und knapp. Für mich eigentlich zu knapp. Denn erstens sage ich den Jungs immer, dass sie doch bitte die ganzen Abkürzungen wie "Std" und "km" und "m" bitte weglassen , beziehungsweise in ganzen Wörtern schreiben (weil das für Euch da draußen und auch für mich
besser lesbar ist), und zweitens kann ich aus dieser Mail natürlich überhaupt nicht erkennen, wie das Training gelaufen ist. Wie schnell waren die Intervalle? Wie lang die Pausen? Vor allem, wie war das Gefühl? Hat irgendwas geklemmt? Wie haben die Beine den langen Lauf vom Mittwoch weggesteckt? Und so weiter und so fort. Denn nur anhand solcher Aussagen ist eine einigermaßen vernünftige Trainingssteuerung möglich.

Jutchen, hier geht’s weiter mit Thomas, der anscheinend einen Laden gefunden hat, der ihm eine neue Badehose verkaufen konnte:

"Hallo zusammen,
heute fasse ich mich recht kurz, ich muss nämlich noch auf eine Geburtstagsfeier.
Begonnen hat mein Tag um 7.30 Uhr, denn ich wollte heut’ ein wenig radeln. Nach einem kleinen Frühstück mit Müsli und einem Kaffee, folgte das wintertypische Anziehen: noch eine Hose und noch eine Jacke und noch eine Mütze.

Um 8.30 Uhr saß ich dann endlich auf meinem Rad, ich finde es übrigens richtig gut. Geplant war dreimal meine 21-Kilometerrunde, wobei ich in der Mitte die schnelle Stunde einbauen wollte. Geplant getan, die erste halbe Stunde schön ruhig eingefahren. Und dann gings los: kurbeln was das Zeug hält. Ich wollte genauso schnell fahren wie die Hamburger da oben.

Hat nicht geklappt, ich hab echt keine Ahnung wie Ihr das macht. Für die ersten 21 Kilometer habe ich 47 Minuten benötigt, die schnelle Runde war nach 43 Minuten vorbei. Das war immerhin ein Schnitt von 29,3 Stundenkilometer. Die letzten 21 hab ich dann recht locker in 50 Minuten abgespult. In der Summe etwas mehr als 63 Kilometer mit einem Stundenmittel von 27,71 Kilometern.

Ohne mich grossartig umzuziehen, soll heißen, ich habe nur die Schuhe, Handschuhe und die Mütze gewechselt, bin gleich weitergelaufen. Eins sage ich euch, nie wieder werde ich in Radhosen joggen. Pfeiff auf die Wechselzeit. Ich finde es mehr als unangenehm mit den Polstern zwischen den Beinen zu laufen. Alles klemmt und drückt. Auf jeden Fall habe ich mich mit den Polstern noch 40 Minuten rumgeärgert.
Wenn ich zusammenzähle waren das ziemlich genau 3 Stunden.

Heute Abend noch schnell ein halbes Stündchen geschwommen – einfach nur so. Mit ein paar Tempobahnen. Das war es aber jetzt – doch nicht so kurz geworden. Jetzt muss ich aber los. Euch allen einen schönen Abend und bis morgen.
Thomas"

Also wieder ein anständiger Tag für unseren Kämpfer in Wagenfeld. Sehr gut. Und das Laufen mit einem Radeinsatz in der Buchse natürlich nicht so toll ist, da hätte er auch selbst drauf kommen können. Nun habe ich ihm natürlich selbst gesagt, dass er mal ganz kurz, also ohne Klamottenwechsel, koppeln soll. Allerdings sprach ich dabei von 15 bis 20 Minuten. Konnte ja keiner ahnen, dass unser Trainingsweltmeister direkt einen langen Lauf draus macht.
Das er anschließend noch locker ein paar Meter geschwommen ist finde ich super. Denn erstens kann so eine lockere Schwimmeinheit der Regeneration durchaus dienen, und zweitens kann Thomas so lernen, wie man den Eintritt in eine Schwimmbad am besten hinbekommt. Wer weiß, vielleicht bringt er ja eines Tages einen Ratgeber "Wie ich am besten ins Schwimmbad kommt" heraus?!

Zu Anna (und mir): Wir haben uns heute für die übliche Teufelsbrück-und-zurück-Runde entschieden. Und dabei kann man eine Menge erleben. So rennt Anna ja immer wir angestochen los, während meine schon des öfteren gebrauchten Knochen eine gewisse Aufwärmphase benötigen. Als ich sie dann aber an der ersten Ampel mit Fußgänger-Rot wieder einholte, fing sie plötzlich an zu husten. "Ha", dachte ich, "wohl zu schnell angegangen." Eine Sekunde später spuckte sie jedoch aus, und auf em Asphalt vor mir landete ein großes Stück Schokolade!

Habt Ihr so was schon mal gehört oder erlebt. Ihr sportlicher Respekt vor mir scheint ja nun wirklich nicht mehr groß zu sein, wenn sie Dinge denkt wie "ach, der Mathes läuft so lahm, da kann ich ja zwischendurch einen Happen schlemmen."

Anna und ich mit Reif auf der Mütze nach dem Joggen

Wie auch immer, kaum hatten wir ausgelacht, ging mächtig die Post ab. Tatsächlich lief Anna heute in einem völlig neuen Schritt neben mir her. Ob das ihr normales Tempo der letzten Zeit sei, fragte ich sie. Worauf sie meinte, dass dies durchaus so sei, wie sie zumindest glaube. Nun, ich glaubte das nicht. Ich bin zwar nicht mehr der Schnellste, aber über die Jahre entwickelt man doch ein gutes Gefühl für Tempo. Und ich war mir sicher, dass ich Anna noch nie so schnell habe laufen gesehen.

Jetzt wollte ich es aber auch wieder wissen, und animierte sie, das Tempo so einzustellen, dass sie die knapp 6 Kilometer nach Teufelsbrück auch wirklich so schnell wie möglich durchhält. Irgendwas um 29 Minuten und ein bißchen war ihre bisherige Bestzeit auf diesem Streckenabschnitt, und wie gesagt, ich war sicher, dass wir deutlich besser unterwegs waren. Tatsächlich hielt ihr Blick auf die Uhr eine Zeit von 27’07 Minuten fest – ein eindeutiges Wow!

Jetzt mussten wir natürlich die halbe Stunde noch weiter in Richtung Blankenese voll machen, ganz ruhig, erst mal zu Atem kommend, denn das war schon anstrengend für Anna gewesen. Trotzdem muss man sagen, dass sie mit diesem Dauer-Intervall die Tür zu einer für sie neuen Geschwindigkeit aufgestoßen hat. Und ich war sehr beeindruckt und sehr froh.

Zurück sind wir dann ganz gemütlich, und nach 1:04 Stunden standen wir wieder vor der Wohnungstür. Es folgten heiße Duschen und heißer Kakao. Und nun hoffen wir auf einen trockenen Samstag, damit wir die Kurbeln auf dem Deich kreisen lassen können.

Aber nun die eigentliche Geschichte des Tages. Ich bekam heute Vormittag eine E-Mail von unserem (meinem) alten (Blog-)Wegbegleiter Maik, der auch in Hamburg wohnt, und wie gesagt schon meinen Hawaii-Blog von 2005 mitverfolgt hat. Und in seiner Mail stand folgender Text, der mich sehr schmunzeln ließ:

"Moin Mathias,
schön, daß Euer Projekt so richtig ins Laufen gekommen ist! Ich war heute morgen in der Schwimmoper und bin da so ganz entspannt meine Bahnen (ausnahmsweise) 2 Kilometer am Stück geschwommen. In dieser Zeit ist so ungefähr 2- bis 3-mal ein Typ mit weißer Badekappe an mir vorbei geflogen – und ich war fast der Meinung es hätte Martin sein können. (Wollte ihn aber auch nicht anquatschen und sein Training somit unterbrechen - ausserdem hatte ich gar keine Chance den zu kriegen)

Wenn er das war, dann sage ich nur "Mein Fresse!" – Der war wie im Rausch! Ich schwimme die 3,8 Kilometer mittlerweile in knapp über einer Stunde – aber meine Prognose für Martin lautet ganz klar locker und einige Minuten unter 1 Stunde – und davon träumen viele Langzeittriathleten!

Großes Tennis – das war Tarnkappenschwimmen – der hatte einen Auftrag. Hast Du ihm die Technik beigebracht oder ist das ein Naturtalent?
Ich meine, wie geht das? Der läuft obendrein auch noch zügig mit nem Puls von unter 130. Ach, am besten ich denke gar nicht drüber nach.
Beste Grüße, Maik"

Ich habe Maik natürlich direkt geantwortet. Denn erstens, ja, es war Martin, und zweitens, ja, er hatte einen Auftrag, er wollte nämlich den 3,8er-Test schwimmen und was tatsächlich deshalb sehr fokussiert und konzentriert.
Was die Technik betrifft, so kann ich mich nicht damit schmücken. Tatsächlich kam Martin mit einer sehr guten Bewegung ins Projekt (vom vielen Paddeln auf dem Surfbrett), und wir haben nur noch einige wenige Kleinigkeiten verändert, die ihn jedoch auch noch mal ein Stück weitergebracht haben. Soviel kann ich sagen: Als wir begannen, konnte ich mich noch leidlich wehren. Heute rauscht er während ich 2 Kilometer schwimme öfter als dreimal an mir vorbei. Dies, Maik, nur zu Deiner Beruhigung – Du schwimmst auch gut!

Martin hat den Test heute Morgen übrigens in 1:02 Stunden hingelegt, und das ist echt super! Bedenkt man, dass bei einem Schwimmer wie ihm (weil eben doch nicht weltklasse) die Wenden keinen wirklichen Vorteil, vielleicht sogar einen Nachteil bringen (weil ja auch immer einiges auf der Bahn los ist), glaube ich, dass er nicht mehr weit von der Schallmauer von einer Stunde entfernt ist – und mit Neo schon mal gar nicht!

Für die 1:02 Stunden jedenfalls, bekommt Martin heute, richtig, den Mann-des-Tages! Herzlichen Glückwunsch, Martin, Du hast es verdient. Denn, den Titel gibt es nicht unbedingt für die längste Trainingseinheit oder den schnellsten Schnitt, nicht mal für die schnellste effektive Leistung, sondern vielmehr dafür, wie sehr einer von Euch Vieren, sich an sein Leistungsoptimum annähert, wie sehr er kämpft, wie sehr er sich traut und einfach macht. Heute, gehört dieser Titel so sehr Dir, wie Anna ihn hoffentlich bald für die ersten 2500 Meter bekommen wird. (nur mal so in die Zukunft gesprochen)

Mit einem 58-Minuten-Lauf an Alster und Leinpfad hat Martin seinen Titel nur noch unterstrichen. Aber auch in dieser Einheit ist er die besprochenen 4 mal 3 schnellen Minuten sehr pflichtbewusst und tapfer durch den Regen gestapft. Hut ab.

So, das war es nun wieder für heute. Ich wünsche allen da draußen ein tolles Wochenende. Nutzt die Schönwetterphasen – es könnte sich schnell wieder alles ändern.

Herzlichst, Euer mathias

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