Samstag, 15. Dezember 2007

Silencio – Anna krault!

Liebe Leute,

egal, wer heute noch was oder wieviel trainiert – der heutige Eintrag mit seinem Hauptthema steht schon fest und wird nicht mehr geändert.

Denn Anna krault, und krault, und krault, und krault. Aber wollen wir die Sache in Ruhe erzählen.

Ehrlich gesagt fing alles nicht gut an. Und damit meine ich schon den gestrigen Abend. Wir hatten eh schon ein wenig Ärger von der Außenwelt am Hals, als Anna mal wieder (ja, das passiert öfter) gegen alle Absprachen ihren Tag spontan umplante, und damit alles, worauf sich auch ihr Partner (also ich) eingestellt hatte, zunichte machte. Aber habe ich mich aufgeregt? Nein, ich habe dann, ganz verständnisvoll, erst einmal ein Video eingelegt und gedacht, wir machen einen gemütlichen Abend.
Aber heute Morgen mussten wir dann einfach mal Klartext sprechen. In aller Ruhe habe ich versucht, ihr klar zu machen, dass es nichts bringt Alleingänge a la Mittwoch zu machen, denn seit dem trägt sie eine Verhärtung in der Wade mit sich rum, wegen der ich ihr auch heute jegliches Bein-Training untersagen musste (wo drüber sie sich ärgert – also sie ärgert sich natürlich über sich selbst).
Ebenso habe ich versucht, ihr noch einmal klar zu machen, dass sie diese Woche nur zwei mal im Wasser war, dass unsere Absprache aber eher vier Einheiten, wenn nicht sogar fünf beinhaltete. Und das es keinen Sinn macht, nur an seinen Stärken zu arbeiten (und diese dann auch noch im Mittwoch-Stil zu versauen; siehe Blog vom Mittwoch, und siehe oben), weil das ja nun mal ein Dreikampf ist, was wir am 24. Mai 2008 vorhaben. Und wenn sie nicht Schwimmen kann, wird sie es nicht schaffen – egal wie gut sie läuft und Rad fährt.

Dann habe ich noch versucht zu erklären, dass der Weg beim Schwimmen nun mal nur übers "Weitermachen" geht. Ist doch wahr, kein Kind würde je gehen lernen, wenn es nach dem ersten Kontakt mit den vier Buchstaben auf dem Fußboden, aufgeben würde. Na, Motivationsversuche eben. (keine Ahnung, ob ich das kann oder nicht)

Und dann bin ich mit ihr ins Schwimmbad. Eigentlich wollte ich nicht. Ich wäre lieber 3 Stunden Rad gefahren. Aber das kann sie ja nicht, wegen der Wade. (Ihr merkt schon, wie sehr mich das funzt?)
Und ich bin dann auch nicht geradelt, sondern habe mich in den Dienst der Sache gestellt (wessen Sache eigentlich?), und bin mit ins Bad. Sei’s drum.

Anna zumindest hat sich gefreut. Nur muss sie sehen, dass ich nicht immer dabei sein kann, und dass sie dann dennoch ein gewisses Programm abspulen muss. Wie gesagt, natürlich nur, wenn sie Lanzarote schaffen will! Sonst nicht.
So, jetzt habe ich die Sache aber auch verarbeitet hoffe ich.

Also beamen wir uns direkt in die Alsterschwimmhalle. Nach drei hundert Metern Einschwimmen haben wir uns wieder getroffen und losgelegt.
Die Aufgabe: Abstoßen (sauber, wie gelernt, denn mit dem Abstoßen fängt meiner Meinung nach alles an: Körperspannung, alle Gelenke gestreckt, der Kopf in neutraler Position zwischen die Arme), dann sechs bis acht Züge ohne zu Atmen, und dann im Zweier-Zug (bei Anna immer links atmen) weiter. Ich immer direkt neben ihr, immer im gleichen Rhythmus.

Und Zack, waren wir am anderen Beckenrand. Direkt die ersten 50 Meter hatten wir, besser gesagt, sie geschafft.
Also erst mal Luft holen (tief ausatmen) und kurz reflektieren. Dann die nächste Bahn. Acht Züge – ganz langsam und ruhig – ohne zu atmen, dann im Zweier-Zug weiter.

Anna happy – dies war ein guter Tag im Bad!

Zack, die nächsten 50 Meter! Gibt’s doch nicht. Zwei Versuche, zwei Treffer! Luftholen, Reflektieren, "komm wir versuchen es noch mal", Zack, wieder 50 Meter. Und Zack, und Zack, und Zack, 50 und 50 und 50 Meter. Immer wieder. Kein Wasserschlucken, kein Aufgeben nach 25 Metern, kein Brustschwimmen. Anna krault, und krault.

Vor allem aber bekommt sie von Bahn zu Bahn immer mehr Selbstvertrauen. Wir schwimmen auf der Tempobahn, und normalerweise macht sie das nicht, weil es ihr zu hektisch dort ist. Aber nun geht es. Gut, ich schwimme direkt neben ihr, schirme sie von allen anderen ab. Aber dabei schwimme ich so eng an ihr, dass sich ihr linker und mein rechter Arm beim gemeinsamen Augenkontakt-Atmen immer berühren – auch davon lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Toll.

Diese Chance musste ich nutzen. Ich erklärte ihr wieder einmal eindringlichst, dass sie den Atemrhythmus beliebig variieren kann. Sollte das Timing also mal nicht stimmen, soll sie einfach einen Atmenzug auslassen und sich auf den nächsten linken Arm- und Atemzug konzentrieren. Es folgt eine Trockenübung, in der ich ihr sage, wann sie Atmen darf und wann nicht. Es klingt vielleicht popelig, aber man kann Leuten auf diese einfache Art und Weise manche Dinge klarmachen.

Die nächste Übung: Alles wie bisher, aber auf der zweiten Hälfte der Bahn soll sie – irgendwann, irgendwo – einen Vierer-Zug einbauen, also einmal Atmen auslassen. Gesagt, getan. Abstoßen, acht Züge ohne Atmen, dann Zweier-Zug und da, was ist das, sie lässt einmal aus und schwimmt dann wieder im Zweier weiter zum Beckenrand. Sensationell. "Alles klar?!" Kopfnicken! Puls? Normal. "Kapiert? Du kannst es variieren, Du wirst nicht ertrinken, wenn Du einmal nicht zum Atmen kommst." "Klar!"

Also gleich noch mal. Zack, klappt. Was soll ich sagen?!
Nun wollte ich Anna mit dem Freestyle-Snorkel bekannt machen. Ich dachte, dass sie dann nach ihrem Atem-Programm statt Brust- trotzdem Kraulschwimmen kann, und einfach durch den Schnorchel atmen. Aber das war eine Spur zu neu für sie.

Also habe ich gesagt: "Na, das machen wir dann ein anderes Mal. Dann schwimm’ noch zwei Bahnen, und dann hauen wir ab." Anna nickt und schwimmt los. Ich aus dem Becken (friere schon seit Ewigkeiten), schnappe mein Handtuch und schaue ihr zu.
20 Meter, 30 Meter, 40, 45, "jaja", denke ich, "sie schafft es auch dieses Mal", und 50 – geschafft!
Aber was macht sie jetzt?? Sie stößt sich direkt wieder ab!! Panik in mir! "Das war doch nicht abgesprochen, oh hoffentlich geht das gut! Sie muss heute unbedingt mit einem Erfolgserlebnis aus dem Bad kommen", denke ich. Und eine Sekunde später erwische ich mich dabei, wie ich bei jedem Atemzug von Anna immer "ruhig, ganz ruhig" sage – bei jedem Atemzug!! Die Leute im Schwimmbad haben wohl gedacht ich sei Autist. Immer nur "ruhig, ganz ruhig."

Und als wenn die Götter mich unterstützen wollen, schallt aus den Boxen (schallen, welch Widerspruch zum Song-Titel) ein Lied, was ich derzeit total gut finde: Silencio!! Keine Ahnung wer das singt (zumindest nicht bis heute Vormittag), aber mir hilft es, und Anna anscheinend auch.

Und dann, nach insgesamt einhundert Metern ist sie wieder am Startpunkt. Das ist es. Das war es. Das waren sie, Annas ersten einhundert Meter Kraul! Das ist eine Gedenksekunde wert – Silencio!

Nun hoffe ich, dass dies unser Durchbruch war, dass es Annas Durchbruch war. Eigentlich muss sie nun verstanden haben, dass es, wie so vieles im Leben, nur Kopfsache ist. Wille ist Alles!

Silencio – Euer mathias

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Anna - Anna - Anna!!!!!!"
Ich gratuliere von ganzem Herzen und freue mich riesig für Dich!!! Und weiter so. Jetzt alles weiter in Ruhe aufbauen, das sieht gut aus. Schönen Abend,
Thomas

Benedikt Funk hat gesagt…

Hallo Anna,
DAUMEN HOCH !!! Super Sache. Auch ich habe diese Woche meine ersten 50 Meter gekrault. Und ich bin auch stolz auf mich. Ich hoffe das es nun weiter bergauf geht für Dich.

gruss, Benedikt

Anonym hat gesagt…

Hi Anna,
you did it!
Super, dein Gesicht spricht Bände...höre auf Mathias kann ich Dir nur raten!
Gruß
Dirk Güntner

Anonym hat gesagt…

Hallo Mathias,

ich antworte mal antizyklisch.
Absoluten Respekt wieviel Geduld du da aufbringst. Das sollte wirklich mal erwähnt werden und wird oft vergessen. Wenn man "es" selbst kann ist es doch oft verdammt schwierig zu verstehen, warum mein Gegenüber an den kleinsten Kleinigkeiten zu verzweiflen droht.
Also weiter so.
Und Anna, narürlich, große Klasse *Daumen*

Grüße oli

Anonym hat gesagt…

Hej Benedikt!
Ich darf Dir hier an dieser Stelle gratulieren! Du hast es geschafft!!
Herzlichen Glückwunsch!
Joa, es ist schon ziemlich unwirklich dass ich das heute geschafft habe - aber irgendwie auch wiederum toll.
Also, DANKE für Deine ermunternden Worte - nun kommen meine an Dich zurück:
Benedikt, schwimm!! Du kannst das!

Lieben Gruss,
Anna

Anonym hat gesagt…

Oli, Hej!
Du sprichst wahr. Mathias leistet so unendlich viel in dieser Zeit.
Uns allen gibt er nicht nur Mut, er zeigt Verständnis, gibt Anregung und all seine Energie, um uns dahin zubringen wo wir es alle hinschaffen wollen - nach Lanzerote!
Danke Dir für die Worte an Mathes, er kann es sehr gut gebrauchen.
Dir einen lieben Gruss aus Hamburg,
Anna

Dirk Kröger hat gesagt…

Jungs,
ich habe einen Neuen Namen für Anna : Iron... aber seht selbst :
http://www.youtube.com/watch?v=W8l249bM0FE&feature=related
Mensch Anna, you got it !!! ...und dass gibt mir so einen Schub für die Insel, ich weiss wie sehr Du kämpfst, und ich bin stolz mit Dir in einem Team zu sein.
Big hug
Dirk

Anonym hat gesagt…

Hey Anna,

herzlichen Glückwunsch!!! Super, dass es mit dem Schwimmen bzw. Kraulen jetzt klappt!!! Weiter so, Du schaffst das!
Ich wünsche Euch allen noch einen schönen 3. Advent.

Viele Grüße
Cornelia

Birgit Schmidt-Böse hat gesagt…

Auch von mir Glückwunsch an Anna. Wo Anna probleme beim Schwimmen hatte, habe ich meine beim Laufen und will sie auch überwinden. Und das werde ich auch noch schaffen. Weiter so viel Kraft für alle. LG aus Gütersloh von Birgit

Anonym hat gesagt…

Glückwusch Anna & weiter so

Anonym hat gesagt…

Anna, ich bin stolz auf Dich!!
Liebe gruesse aus Sri Lanka. Freu mich schon wieder auf gemeinsame Schwimmeinheiten!Bis bald!:-)
Martin