Mittwoch, 19. Dezember 2007

Brothers of Mercy (1)

Liebe Leute,

heute gibt es zwei Einträge. Denn ich will ich nicht den interessanten und auch amüsanten Bericht der Beiden vorenthalten. Ist ein wenig lang geworden – macht aber nix, ist echt lesenswert. Also los:

Liebe Freunde,
hier nun mein 1. Bericht von Lanzarote. Nachdem wir am Sonntag Abend angekommen sind, haben wir gestern Morgen erstmal die Bikes zusammengebaut. Mein Freund Dirk Heidenreich (im folgenden Dörk genannt) hat sich hinten erstmal eine neue Kassette einbauen lassen. Er ist seit Jahren so etwas wie ein super fitter Mountain-Bike Semi-Profi und ist schon mit seinem Fahrrad die höchsten Berge hochgeklettert. Und wenn der schon ohne Zucken 200 € für andere Ritzel hinlegt, da schwante mir böses. Wir also los, mit großen Kinderaugen wie Weihnachten vor der Bescherung und ausgeruhten Beinen, bereit einen ersten, südlichen Teil dieser wunderschönen Insel zu erobern.

Sagenhafte Landschaft der Feuerinsel

Der Reisejournalist Michael Kunst sagt in meinen Augen zu Recht, dass man entweder ein glühender Verehrer dieser Vulkaninsel wird, oder sie meidet, wie das gebrannte Kind das Feuer. Auf Lanzarote dominieren Landschaften, die den einen zu tiefer Depression veranlassen und den anderen beim Anblick einzelner spriessender Pflänzchen auf schwarzen Lava-Ebenen in verzückten Optimismus ob des immer wieder siegreichen Lebens ausbrechen lassen. Erster Eindruck von der Landschaft : öde, eintönig. Zweiter Eindruck: abwechslungsreich, mit unsagbar vielen Details, für deren Vielfalt eigentlich die 2 Wochen Trainingscamp niemals reichen werden.

Wie auch immer, als kleinen Willkommensgruß gabs erstmal gleich zu Beginn eine 9-Kilometer-Steigung auf dem Weg in die Feuerberge. Meine Gedanken während der Steigung: „Alter, worauf hast Du Dich da bitteschön eingelassen“. Zu Dörk meinte ich nur: “Hört dieser Berg denn niemals auf ?“ Er laut lachend :“Dirk, das ist nur eine wellige Steigung, die Berge kommen noch.“ Leute, ich will es nicht dramatisieren, aber wenn man so wie ich vom Elbdeich kommt, wo die Kühe auf der platten Wiese grasen und man das nicht kennt, bekommt man schon große Augen. Wir also im kleinsten Gang wie die Bergziegen die Berge hoch, ich seh den Tacho immer so zwischen 9 und 11 km/h und denk wenn das so weiter geht, schaff ich die 180 km im Mai locker in 1 Woche. Und auf einmal ist er da, der erste Gipfel des ersten Feuerberg-Vulkans.


Wir nochmal kurz rechts ran bei einer Kamelkarawane und Dörk hat mir die letzten Instruktionen für die Abfahrten gegeben. Immer volle Konzentration und schön besonnen mit der Hand an beiden Bremsen. (Ausserdem habe ich Marc Herremanns in meinem Kopf, der hier schwer verunglückt ist). So da war sie nun, meine erste Abfahrt. Und die zweite und dritte mit einer endlosen Geraden. 72 km/h hatten wir drauf.
Nach etwas über 3 Stunden hatten wir unsere Homebase den Club La Santa erreicht, einen Schnitt von 21 km/h und den Puls immer schon ruhig. So sollte es sein. Also wenn ich nach all den Eindrücken das „erste Mal“ Revue passieren lasse, dann kann ich nur sagen: Mehr!

Nicht versäumen möchte ich die Anmerkung, dass hier im Club derart viele attraktive Sportskanonen rumlaufen, dass einem der Atem stockt. Dörk meinte nur : „Hab ich ein Glück, dass ich super glücklich verheiratet bin.“ Liebe Grüße an dieser Stelle an Frau Hildesheim. Erwähnt seien nur als kleines Beispiel die komplette Olympiamannschaft der tschechischen und dänischen Leichtathlet(inn)en und der gesamte Elite-Kader der deutschen Triathlon-Nationalmannschaft.
Morgen geht’s in Richtung Norden zum höchsten Berg, mal sehen, wie weit wir kommen.
HERZliche Grüße aus Lanzarote, der Dirk

Vom Winde verweht… (von Dirk Heidenreich – „Dörk“)

Lanzarote 3. Tag, 2. Ausfahrt mit Dirk & Dörk (Der hier heute als Gastschreiberling zu Gange ist!) Nachdem ich – Dörk – gestern mit Schmerzen im Rücken und einem leichten Leistungseinbruch zum Ende unserer gestrigen Tour ins Bett gegangen war, sollte heute unser 2. Tag auf dem Bike sein. Also Augen auf, raus aus dem Bett – verdammt ist der Rücken steif- und ab zum Frühstück. Dirk, super motiviert vom Vortag und einem erwartungsschwangeren Grinsen im Gesicht, kurzer Blick aus dem Fenster: „Wow wie sich die Palmen biegen!!!“ Aber egal, er ist so heiß, dass er selbst unter Wasser brennt!

Also ab zum Frühstück!
Ich zu den, wie Dirk sagt: „Gesunden Sachen (Pumpernickel, Feigen, Äpfel, Schinken & Käse)“. Er wie schon am Vortag geradlinig wie in einer Schiene, direkt zum Eierstand. Wo, ich denke, dass ihn, spätestens ab morgen, die Eierfrau mit Handschlag begrüßen wird. Dort angekommen, kurz entschlossen aufmunitioniert mit 3 Spiegeleiern und 2 Gekochten an den Tisch. Als ich dort ankomme schiebt Dirk sich gerade sein vorletztes Eiweiß in den Mund. Uns wieder dieses Grinsen! „Krach“- Die Tür vom Speisesaal schlägt aber heute besonders hart ins Schloß – ach ja, da war ja noch die Sache mit dem Wind! Nach zusätzlichen 2 gekochten Eiern, der Typ macht mit langsam Angst, verschwindet Dirk kurz um eine Bikekarte im Shop zu erstehen, für unserer heutige Tour!

Anmerkung des Autors: Dirk Hildesheim, mein lieber Freund, warum haben wir Dich mit auf die Insel geschickt? Damit Du Dirk 7 (in Worten Sieben) Eier zum Frühstück essen lässt?! Also ganz im Ernst. Das ist Unfug. Sag ich – und ich bin kein Ernährungswissenschaftler. Also Männer bitte! Habt noch viel Spaß. Und es gibt nur 1 Ei pro gefahrenen Hunni, klar! Euer mathias

Es sollen ca. 120 km werden, zum höchsten Punkt der Ironman Bike Runde, in den nördlichen Teil der Insel. Als er wieder zurückkommt, hält er außerdem noch 2 Anmeldungen für eine Art „Jedermann Triathlon“ in den Händen und – natürlich – grinst! Für den nächsten Tag, 7.45 Uhr, 400m schwimmen, 15,5km biken und 4,4km laufen!
In einer Sekunde völlig geistiger Umnachtung und glatt gebügelt durch die Euphorie meines lieben Gegenüber, sage ich zu!!! Nach dieser Heldentat verschwinden wir ins Zimmer (Mein Rücken stimmt mich echt missmutig), um die Bikes zu satteln.

Kurz darauf verlassen wir per Pedes den Club. Nur Sekunden, nachdem wir den Schutz der Anlage verlassen haben, schlägt uns der Wind mit Macht ins Gesicht. Wir – machen Späßchen, müssen uns dabei aber anbrüllen, ähnlich wie George Clooney & Mark Wahlberg in der Sturm. Noch ist aber alles im Lot, denn wir haben einen Plan, den heftigen Anstieg, direkt vor unserem Club umfahren wir auf Empfehlung, nur das es danach leider auch bergan geht und wir durch eine Umleitung gezwungen, direkt durch eine Sandwüste müssen.
Der Wind brüllt schräg von vorn und die kleine Steigung wird echt zur Hölle. Kleinster Gang Zähne zusammen gebissen. Postitiv daran ist, ich bin zu beschäftigt für meinen Rücken.

Wir kämpfen uns Meter für Meter voran. Nach ca. einer Stunden sind es dann schon 11,5km. Dirk hat richtig zu tun und die Vorfreude wird förmlich weggeweht. Aber wir bleiben standhaft und beißen uns durch. Als Belohnung gibt es dann auch eine super lange Abfahrt mit fettem Sturm im Rücken, der uns bis über 70km/h peitscht. Doch der Genuss ist nicht von Dauer und wir wissen, diesen Teil der Strecke müssen wir auch wieder zurück!
Nach insgesamt 2 Stunden Fahrzeit muss ich mich ausklinken, denn ich habe mir für Nachmittag 16.30 Uhr im Club einen Physiotherapietermin gelegt.

Von nun an fährt Dirk weiter in Richtung Berge und ich zurück, den zuvor ach sooo witzigen Hügel mit vollem jetzt Rückenwind wieder zurück und weiter in Richtung Süden. Es läuft trotz des Sturmes gut und allein die Tatsache, dass ich viel fitter als am Vortag bin, beflügelt mich. Nach einigen fiesen Geraden mit leichten aber verstürmten Steigungen komme ich zu DER Kreuzung. Von hier an geht es, so habe ich es der Karte entnommen, schnurgerade zum Club in La Santa und es wird noch besser!
Die Route führt durch ein fantastisch schönes Lava Feld, mit 100% Rückenwind, -sturm! Selbst an den Steigungen kommt man nicht unter 35km/h raus und ich habe jetzt dieses fette Grinsen im Gesicht! Der Sturm bläst mich direkt bis vor die Haustür wo ich randvoll von Adrenalin aufschlage! Der Hammer!

Dirk total geschafft von Sturm und Training
Dirk treffe ich erst nach meinem Termin bei der Physio, nicht so guter Dinge im Zimmer an. Er ist genervt von dem Monstersturm und den Bergen, hat sich auch verfahren und von einem deutschen Bikerehepaar im Auto im Club absetzen lassen. Bei ihm stehen 75km mit einem 18er Schnitt auf dem Tacho. Was in Summe bedeutet, dass wenn der Wettkampf an so einem Tage stattfinden würde, er die maximale Zeit von 9 Stunden für die Bikedistanz nicht schaffen würde. Und daher auch die Enttäuschung! Nur muss man dazu sagen, dass meiner Meinung nach, und ich fahre nicht erst seid gestern Rad, sehr viele Teilnehmer dieses Zeitaus erleiden würden. Was natürlich keinen Trost darstellt.

Vorhin habe ich gerade mit meiner fantastischen Frau, Nadine, telefoniert und WIR möchten abschließend dazu bemerken, dass wenn wir am 24. Mai auf Lanzarote an der Strecke stehen, sie mit einem eiskalten Glas Caipirinha und ich, wie immer mit einer äußerst erfrischenden Apfelschorle, eine Schlechtwetterlage nicht Bestandteil unserer Buchung sein werden. Und außerdem werden WIR für unsere lieben „Verrückten“ für diesen Tag an sehr sehr hoher Stelle um gutes Wetter mit maximal einem lauen Lüftchen bitten.


Anmerkung von Dirk :
Ich habe mich nach meiner Ankunft informiert, der Sturm hatte heute Geschwindigkeiten von 70 km/h und heute abend gibt es eine Warnung nicht das Hotel zu verlassen. Ich bin ca. 50 km mit Gegenwind (kann man da noch von Wind sprechen ?) gefahren. Also ich hab heute meine Lektion gelernt : Dort draußen sind nur noch die Urgewalten der Natur der Maßstab, nach dem wir uns alle richten müssen. Ich gehe mit allergrößtem Respekt heute Nacht ins Bett. Trotz dieser Gewalt war mein Puls immer ok und das ist gut so.
Gute N8, da muss ich erstmal eine Nacht drüber schlafen. Dirk

1 Kommentar:

Marie hat gesagt…

Ich bin so stolz auf dich Dirk!!!
Ich bin davon überzeugt, dass der 24. Mai für uns alle positiv in die Geschichte eingeht.
Freue mich jetzt schon darauf, meinen "Iron-Dirk" anzufeuern :-)
Lieb´ Dich...
Marie