Sonntag, 11. November 2007

Ein Schritt zurück, zwei nach vorn

Liebe Leute,

das war ein Wochenende. Gestern Morgen hieß es für uns alle "Früh aus den Federn". Um 5. 30 Uhr standen Dirk und Martin bei Anna und mir vor der Tür und wir starteten auf der A1 Richtung Süden. Erklärtes Ziel. Das GL-8 in Burscheid (direkt an der A1, kurz vor Leverkusen, wenn man von Norden kommt).
Rainer Schwab (l.) und Martin Kusch, die Fachmänner in Sachen Leistungsdiagnostik

GL-8 steht für Gemeinschaftspraxis Luisenstraße 8. Dahinter wiederum verbergen sich die Leistungsdiagnostiker und Sportwissenschaftler Martin Kusch und Rainer Schwab, sowie der Orthopäde Frank Frühn, bei denen wir uns zu einem umfassenden Leistungscheck angemeldet hatten.

Tatsächlich war für die Vier (Anna-Sophia, Dirk, Martin und Thomas) der Tag so aufregend, bzw. interessant, wie ich es mir erhofft hatte. Denn wann immer nach dem Abbruch des jeweiligen Test die Frage kam, ob derjenige sich schon einmal so ausbelastet habe, lautete die Antwort: Nein.

Aber der Reihe nach. Zuerst mussten alle zu Doktor Frank Frühn. Dieser Termin im Erdgeschoss der GL-8 verlief für alle recht positiv. Mit Sorgen war ja auch niemand angereist – außer Anna. Ihr Ansatz des lateralen Anteils vom Oberschenkelstrecker hatte ihr in den letzten beiden Wochen Probleme gemacht, uns so waren wir sehr froh über den Besuch in Burscheid (zwei Fliegen mit einer Klappe). Die Diagnose fiel dann auch eindeutig aus: leichte Überbelastung der Muskelsehne. Therapievorschläge bekam Anna obendrein. Eisbehandlung in Verbindung mit Voltaren-Salbe. Viel wichtiger sind für uns jedoch die Tipps zu speziellen Dehnübungen und der Kontrolle von Radschuhen und Schuh-Pedal-Verdindung.
Vielleicht denkt jetzt jemand, dass man doch selber merken müsse, ob der Fuß im Radschuh, bzw. der Radschuh zur Drehachse der Radkurbel gut eingestellt sei. Dem ist jedoch nicht so. Schon gar nicht bei jemand, der erst seit einigen Wochen auf dem Rad sitzt.

Thomas in Aktion

Gut, - nach der orthopädischen Untersuchung ging es dann in die erste Etage, wo es ernst wurde. Zuerst war Thomas an der Reihe. Nein, nicht gleich aufs Laufband – zuerst zur Körperfettmessung. 17 Prozent wurden bei ihm gemessen. Ordentlich. Nicht zu dick, nicht zu dünn – gerade richtig würde wohl mancher Kannibale denken.

Ran ans Blut – Thomas wird angezapt

Auf dem Laufband gab Thomas dann echt eine sehr gute Leistung ab. Ach, ich war richtig stolz auf meinen Freund. So lange kennen wir uns schon, aber so gut habe ich ihn noch nie gesehen. Denn, um das vorweg zu nehmen, er hatte letztlich bessere Werte als ich. Und auch wenn sich das vielleicht durch zwei Jahr Sportabstinenz und zwei Operationen erklären mag, hätte ich diesen Zustand bei ihm nicht vermutet. Also wirklich, stolz, stolz, stolz. Denn das zeigt auch, dass Thomas in den vergangenen Wochen – ganz allein in Wagenfeld – fleißig und sehr konsequent war. (Und das, mein lieber Freund, war nicht immer Deine Stärke! Aber jetzt!!)

Thomas, ziemlich platt

Ach ja, die Werte. Ich habe das nicht mehr alles im Kopf, aber seine maximale Sauerstoffaufnahme in Millimeter pro Kilogramm Körpergewicht pro Minute (VO2/kg/min) lag bei 54. (meine nur bei 53). Außerdem lief Thomas die fünf Minuten dauernde Stufe mit 14,4 km/h durch zu laufen (ich musste bei 3 Minuten quittieren). Also noch mal: Hut ab.

Anna läuft und läuft. "Eigentlich hätte ich noch ein bißchen gekonnt", sagt sie hinterher

Dann war Anna dran. Körperfett: 23 Prozent. Auch gut. Anna ist bis in die 12,2-km/h-Stufe gelaufen, musste diese nach 2:30 abbrechen. Mit 44,3 VO2/kg/min liegt auch sie sehr gut im Rennen. Zumal sie sich, wie alle anderen Drei auch, ja noch verbessern wird.


Zeigt lange Zeit keine Anzeichen von Ermüdung: Martin

Den absoluten Kracher zeigte Martin: Körperfett: 12 Prozent. Na, da würde den Kannibalen wohl schon ein wenig der Geschmacksverstärker Fett fehlen. Nein im Ernst, das ist natürlich ein Wert, den sonst nur sehr gut austrainierte Ausdauersportler erreichen.
Und auf den Laufband? Auf dem Laufband fühlte er sich richtig wohl. Fast schon hatten wir gedacht, er wolle da gar nicht mehr runter kommen. Denn die 14,4-km/h-Stufe legte er so locker zurück, als würde ihn das alles überhaupt nicht anstrengen. Und eigentlich sahen wir ihn sogar die 16-km/h-Stufe beenden, als er plötzlich nach 2:30 Minuten abbrach. Laktat hatte er zu diesem Zeitpunkt übrigens erst 6,1 Millimol pro Liter Blut, was den Sportwissenschaftler Martin Kusch zu folgender Aussage hinriss: "Na, gekämpft hat der aber nicht."

Dann aber plötzlich total im Eimer: unser Bester!

Wie auch immer, Martin schafft jetzt schon 58 Milliliter VO2/km/min. Somit bewahrheitet sich, was ich ihm schon vor Wochen sagte: Er ist ein Talent. "Du hättest mal vor zehn Jahren mit diesem Sport beginnen sollen", habe ich ihm immer gesagt. Geglaubt hat er es mir nicht. Nun jedoch hat er es schwarz auf weiß. Eine weitere Steigerung der Sauerstoffaufnahme in Sphären von 65 sollten binnen der nächsten Monate eigentlich möglich sein. Und dann würde das geschehen, was Rainer Schwab von der GL-8 nach dem Test sagte: "Dann, Martin, wirst Du einige Leute auf Lanzarote mächtig ärgern." So sieht’s aus.

Konzentriert bei der Sache: Dirk

Dann kam Dirks halbe Stunde auf dem Laufband. Mit seiner Körperfettmessung von 31 Prozent wurde uns bestätigt, was wir schon seit 8 Wochen wissen: Er muss Gewicht verlieren. Nicht weil er es sonst nicht schaffen kann auf Lanzarote, sondern damit er es sicher schafft und schneller schafft und gesundheitsverträglicher schafft.
Das er ein Kämpfer ist, hat er zumindest auf dem Band bewiesen. Als er abbrechen musste, konnte Rainer Schwab satt über 8 Millimol Laktat in seinem Blut messen. So viel baut ein relativer Anfänger nur auf, wenn er sich quälen kann (siehe Vergleich mit Martin).

Der frühere Ironman mit viel zu schlechten Werten: mathias/Autor

Und ich? Na, ich spiele hier ja keine Rolle. Also lieber schweigen? Nein, ich wollte mich unbedingt dem Vergleich stellen, und habe – wie ich es vorab vermutete – richtig auf die Hose bekommen. Von den anderen? Nein, von mir selbst. Denn nur ich bin verantwortlich dafür, dass ich mit 87,7 Kilogramm so schwer bin, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Und ich bin verantwortlich für die über 17 Prozent Körperfett. Und somit muss ich mich auch nicht über meine schlechten 53 Milliliter VO2/kg/min wundern. Würde ich nur 7 Kilogramm weniger wiegen, sähe die Sache schon ganz anders aus. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren wurde ich mit 65 Milliliter getestet. Na danke.

Aber was fangen wir nun mit den Ergebnissen der Spiroergometrie an? Nun das Wichtigste an der Untersuchung ist für uns der Lastverlauf des Energiestoffwechsels. Heißt: Nun wissen wir in welchen Leistungsbereichen (Pulsbereichen, Geschwindigkeitsbereichen) wir vorwiegend Fette oder Kohlenhydrate verbrennen.
Und tatsächlich sieht es so aus, dass wir alle – durch die Reihe – unsere langen Läufe bisher zu schnell, zu intensiv absolviert haben. So soll Anna diese Einheiten zukünftig im Pulsbereichen zwischen 139 und 150 zurücklegen. Das entspricht (bei ihrem jetzigen Leistungsstand ein Tempo zwischen 7:52 und 9:50 pro Kilometer. Das ist sehr, sehr langsam. Und tatsächlich kann sie ja schon knapp zwei Stunden im 6:30er Tempo laufen.
Aber, wie wir jetzt wissen, würde sie in ihrem alten und möglichen Tempo eben nicht hauptsächlich Fette, sondern Kohlenhydrate verbrennen. Davon haben wir jedoch nicht genug, um einen Ironman damit zu schaffen. Es gilt also, erst mal einen Schritt zurück zu machen, um später um so besser, im Wettkampf agieren zu können. Wie sagt Martin Kusch von GL-8: "Erst mal einen breiten Notenteppich legen, um dann die hohen Töne spielen zu können."

Auch Dirk wird in Zukunft – bei der langen Einheit – zurück schalten müssen. Denn auch bei ihm hat der Test gezeigt, dass er während seiner Läufe nur Kohlenhydrate verbrennt. Insofern ist es auch kein Wunder, dass er trotz fleißigem Training noch kein Gewicht verloren hat. Tatsächlich soll er, den Diagnostikern zufolge, in den nächsten Wochen sogar bis auf Walker-Tempo zurück schrauben, und diese ruhigen Passagen mit schnellen Laufpassagen koppeln.

Wie gesagt, für uns alle heißt es jetzt erst einmal, langsamer zu werden, um letztlich schneller zu sein.

Clowns und Helden. Anna hat mich wegen meiner Mütze ausgelacht. Dabei ist sei ein heiliges Stück von mir. Judith Langfeld, die Schwester von meinem lieben Freund Robert, hat sie mir vor rund 24 Jahren gestrickt

Und heute? Heute waren alle wieder fleißig. Zurück in Hamburg erreichte mich als erstes eine Simse von Thomas. Der ist, mit vom Test schweren Beinen, am Morgen 1:30 Stunden gelaufen. Dirk und Martin waren mit dem Rad unterwegs, und Anna ist 1:27 Stunden lang und (wie gefordert) langsam gelaufen, und hat die Einheit (ebenfalls wie von den GL-8tern gefordert) anschließend mit 45 lockeren Minuten auf der Rolle verlängert. Tja, Fette verbrennen ist angesagt.

Ich zumindest möchte da gerne mitmachen. 87,7 Kilogramm – das darf doch nicht wahr sein.

Herzlichst, Euer (Moppel) Mathias

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Jaaaaa, Blog schreiben setzt an... ;)
Aber bitte fleißig weiter machen! :)

Anonym hat gesagt…

hallo zusammen,
irgendwie beruhigt es, daß es auch den meisten anderen so geht: man belastet zu hoch.
Die Frage die mir durch den Kopf geht ist nur die: "Warum muß es denn gleich ein Ironman sein ?"
Ich möchte da auch gar niemand etwas unterstellen (Werbung fürs Buch oder sonstiges das ich hier gelesen habe).
Ich denke nur, daß manchmal weniger mehr ist. Ich selbst hab erst einen halben gemacht und das war mit Familie (3 Kinder) schon Belastungsgrenze - eher für die Familie als für mich *leidig grins*.
Wenn ich so eure Trainingsmotivation sehe, geb ich euch mal den Ratschlag den Ball etwas flacher zu halten. Es kommen noch echt miese Tage (Wetter oder auch Laune) und da darf man seine Körner nicht zu früh verbraten. Auch bzgl Verletzungsrisiko bei zu starkem Anstieg der Belastung gilt es Achtung zu geben.
So drück ich euch die Daumen auch wenn ich euch anfangs ein kleineres Ziel empfehlen würde. Oft kommt der Appetit auch beim Essen...
Gruß Andi

Anonym hat gesagt…

Hallöchen alle zusammen !Ich bin der Marcus aus Bremen,mache selber seid 3Jahren auch viel ausdauer mal marathon,Volkstriathlon so für mich.Nun meine Frage, wonach geht ihr wenn ihr lauft nach Kilometern oder nach Puls wenn ja, welchen Puls lauft ihr und wieviel Kilometer legt ihr zurück?Fänd ich mal sehr interesant!!!!!

Anonym hat gesagt…

Hallo ihr fünf,
nach dem allseitigen "kennenlernen" hab ich jetzt mal eine sportspezifische frage für euch: muss es umbedingt die rolle sein wenns draussen zu eklig ist oder gehts auch mit normalen fitnesstsudio/hometrainer-rädern oder indoor cycling räder? hab mich gestern mal ein bisschen im netz nach rollen umgesehen u dafür dass das so wenig material ist sind die dinger ja verdammt teuer -.-
Herzlichen Glückwunsch zu euren mehr oder weniger (gell mathias) werten ;)
wieviel kostet so eine leistungsdiagnotisk bei profis denn genau`? theoretisch lerne ich ja im moment wie man so was macht aber bei mir selber anwenden wird schwierig ;)
Liebe Grüße
Bibii aka Janika :)

Anonym hat gesagt…

Ihr geht das ganze echt verdammt professionell an! Weiter so!

Anonym hat gesagt…

Ich bin der böse Kommentarschreiber, der nach der Jauch-Show laut darüber nachgedacht hat, was dieses Projekt mit seriöser Trainingsplanung zu tun hat. Und jetzt das:
Leistungsdiagnostik! Trainingsintensität runterfahren!
Fett statt Kohlenhydrate verbrennen!
Mehr wollte ich euch doch nicht mit auf den Weg geben. Aber ich trage eben keinen weißen Kittel. Ich hoffe, dass die Überbelastung der Muskelsehne bei Anna schnell verheilt. Das sind eben die Probleme, die auftauchen, wenn man gleich alles will und keinen Notenteppich gelegt hat.
Die nächste Gefahr ist übrigens das Trainingslager, das ihr bestimmt auch schon für den Frühling auf Mallorca oder sogar Lanzarote geplant habt. Zwei Wochen Vollgas mit bestenfalls einem Tag Pause. Das Ganze soll ja was bringen. Das Ergebnis sind meistens total ausgelaugte Körper, die dem erstbesten Grippevirus nichts mehr entgegen zu setzen haben. Und das wird dann eine lange Pause zu einem ganz ungünstigen Moment.
Ich hoffe aber, die Docs haben euch auf den richtigen Weg gebracht. Viel Spaß und Mut beim Langsam-Training.
Tobias