Freitag, 9. Mai 2008

Vollgas und Karacho

Liebe Leute,

eigentlich sollte Jan heute den Mann-des-Tages bekommen, denn er hat als erstes Anna geschrieben und sein Interesse an ihrem T-Shirt-Design bekundet, was mich sehr gefreut hat. Anna auch. Sie wird sich sicher bald melden. Nur, wir teilen uns hier eine Maschine, und Training und Arbeit müssen natürlich auch noch laufen. Also Jan, hier schon einmal vielen Dank für Dein Vertrauen. Wenn sonst jemand Interesse hat: Einfach rechts in der Menüleiste unter dem Logo auf Annas Namen klicken, wohinter ihre E-Mail-Adresse programmiert ist.

Jutchen, heute war Kette-rechts-und-Jalla angesagt. Aber der Reihe nach. Wir beginnen mit Thomas, der sich heute mal wieder – es geschehen Zeichen und Wunder – schon den dritten Tag hintereinander morgens früh ins Schwimmbad aufgemacht hat. Irgendjemand muss ihm den Öffnungszeitenplan auf die Hand tätowiert haben. Denn früher stand er doch immer nur vor verschlossenen Türen. Ich verstehe es nicht ganz, aber sei’s drum.

"Hallo zusammen,
man mag es kaum glauben, aber zwischen meinen Fingern bilden sich ganz komische, feine Häutchen. Ich sollte mit dem Schwimmen doch so langsam kürzer treten. Morgens gegen 7 Uhr in Wagenfeld, Thomas ist wieder im Wasser und schwimmt. Wieder das gleiche Programm, Mathias hat gesagt: "Thomas du mußt schwimmen!" Er hats gesagt, ich getan.

Nachdem ich dann meinen Haushalt einigermaßen auf Vordermann gebracht habe, begann der normale Arbeitstag. Heute hatte ich gut zu tun, bei dem Wetter, eine Freude.
Noch eine Freude war, dass ich mein Pearl wieder bekommen habe. Mußte ich ja auch gleich ausprobieren, wie es sich so fährt, mit größerer Kassette und nach den Einstellarbeiten. Um es kurz zu machen: geil. Das Rad ist fahrstabiler und an meinem Hausberg habe ich immernoch ein paar Reserveritzel hinten, das beruhigt mich jetzt.

Aber der Knaller sind die Michelin-Reifen, ich war richtig schnell unterwegs, für meine Verhältnisse sogar superschnell. Gut, ich wollte es heute ein wenig schneller gehen lassen, aber ein 32,4er Schnitt ist echt ein tolles Ding. In 1:36,30 Stunden bin ich 52,1 Kilometer gefahren, mein Top-Speed lag bei 65,3 Kilometer pro Stunde. So schnell war ich auf der Bergabpassage auch noch nie!
Mit diesem High gehe ich jetzt unter die Dusche und morgen werde ich wieder meine anderen Reifen aufziehen, damit den High-Tech Michelin nichts passiert.

Gute Nacht und einen schönen Samstag
Thomas"

Da hat der Junge also mal richtig Gas gegeben. Und die Michelin Pro-Race-3 sind echt super. Ich zumindest bin schon das Vorgängermodel Pro-Race-2 auf Hawaii gefahren, und das fühlte sich sehr sehr gut an. Und die Tour hat diesen Reifen mal getestet, und herausgefunden, dass man mit ihm so viel Zeit beziehungsweise Energie einsparen kann, wie mit einem tausende von Euro teuren Karbon-Laufrad. So what?!

Trotzdem wird Thomas den Reifen wieder abmontieren, denn es wäre doch echt schade, das gute Stück noch vor dem Wettkampf in irgendeiner Wagenfeldschen Glasscherbe zu demolieren, oder?! Apropos demolieren. Demoliert fühlte sich Dirk heute auf seiner Laufrunde. Er meinte, es sei ihm so ergangenen, wie mir nach dem langen Lauf am Mittwoch. Alles habe weh getan und alles sei ihm schwer gefallen. So hat er es heute bei einer Alsterrunde belassen. Egal, morgen ist auch wieder ein Tag.

Martin in Renndress und kurz vor dem Abflug

Wir anderen hatten heute nicht so tolle Reifen wie Thomas drauf. Dafür anscheinend recht viel Motivation. Anna, Martin und ich wollten zum Kreisel und zurück, wobei Martin den großen Deich im Full-speed-Modus, also ungefähr Warp-Geschwindigkeit zurücklegen sollte. Der Auftakt zum Deich machte uns schon allen viel Spaß. Welch ein tolles Gefühl in Kurz-Kurz dahin zu radeln. Saugeil.

Anna und Martin hatten jedoch besonders gute Laune, steckten sie doch beide in ihren Wettkampfklamotten. Juut, am großen Deich angekommen, verabredeten wir also wie es weitergehen sollte. Ab der Linkskurve bei den Windrädern sollte Martin aufdrehen, Anna wollte mit mir ganz ruhig fahren. Denn mir taten noch die Beine vom Mittwoch weh, und Anna fühlte sich auch etwas kraftlos (bitte merkt Euch diese Stelle des Textes!).

"Anna fahr mal kurz beiseite", sagte ich noch, denn ich wollte schnell noch einen Schnappschuss von Martin machen. Gesagt, getan: Foto gemacht, Martin gab Gas, und Anna – Anna war auch schon 100 Meter vor mir. klar.

Ich mich also zu ihr gekämpft und mich beschwert, warum sie so Gas gibt. "Ich sollte doch aus dem Bild", war ihre Antwort. Also, wer immer uns auf Lanzarote sieht, beziehungsweise, wer immer Anna sieht, der ruft bitte: "Anna, fahr mal aus dem Bild!" Ja? Das wäre super!
Martin war längst nicht mehr zu sehen, und da Anna nun schon einmal so schnell war, meinte ich, sie könne auch durchziehen. Leute, die nächsten 10/15 Minuten dachte ich, dass ich eine kleine Null sei. Im Ernst, ich hatte das Gefühl, dass wenn sie so weiter fährt, ich gerade mal bis zur Hälfte mithalten könnte. Mieses Gefühl.

Anna, Zweitname "Druck", auf dem Rückweg kurz vor der Speicherstadt

Nun trampelte ich mit meinen angeschlagenen Beinen seitlich neben ihr her (schöner Anblick) und so ein bißchen stieg die kleine Wut in mir auf. Was tun? Einfach locker fahren? Kämpfen? Naja, wer mich kennt, der kennt die Antwort. Also los.
Ungefähr nach einem Drittel der Strecke sagte ich Anna dann, dass es wohl noch eine halbe Stunde bis zum Kreisel sei, worauf sie ein wenig zurücksteckte. Ich also nach vorne. Aber wer jetzt denkt, dass unsere tapfere Anna aufgegeben hätte, der irrt gewaltig. Sie klebte an mir wie eine Klette, manchmal direkt hinter mir, machmal seitlich hinten rechts versetzt, dann seitlich links, und einmal, als sie ein Problem mit der Kette hatte, fuhr sie ein 20-Meter-Loch wieder zu.


Kleine Studie von Anna und Martin bei Tempo 30 auf dem kleinen Deich – nur Warmfahren

Ich hingegen stemmte mich mit aller Kraft gegen den Wind, den miesen reudigen Hund. Gott, hat der genervt, ist der uns heute auf den Keks gegangen. Aber es half ja nichts. Meine Liebste direkt an meinen Fersen – hätte ich da den Kopf heben sollen und sagen "ich kann nicht mehr!"? Geht nicht. Geht vielleicht schon, aber durfte irgendwie nicht sein. Wann ist der Mann ein Mann? Wenn er stark ist? Wenn er Schwäche zeigt? Diese Frage teilt das Land. Nun, ich habe mich zumindest entschieden, die Schwäche erst zu zeigen, wenn es auch wirklich so weit ist. Also weiter, volle Kraft, volles Gas.

Ich weiß nicht wie das bei Euch ist, aber wenn ich den Kampf dann mal angenommen habe, dann klettert da eine gewisse Konzentration und Aggressivität in mir hoch, die ist sondergleichen. Das fängt damit an, dass ich den Schatten von Annas Rad hinter mir sehe, und Gedanken habe wie "könnte ja auch mal nach vorne gehen", "im Ironman darf sie auch nicht lutschen", oder "hier muss doch noch mehr gehen", "los streng Dich an". Das geht so weit, dass ich einer Autofahrerin, die sich dämlicherweise mit einem noch dämlicheren Hupen bei uns beschwerte, dass wir einen Breitenmeter vom 10-Meter-Asphaltband einnahmen, mit lautester Stimme die übelsten Dinge hinterher gerufen habe. Wie gesagt, wenn der Kampf einmal angenommen ist.

Martin in seiner Wettkampfposition, locker und entspannt

Dann ging es um die letzte leichte Kurve und ganz hinten am Ende der Geraden konnte ich den Kreisel sehen – und, noch nicht angekommen: Martin. Irgend sowas wie ein Tarzanschrei ist dann noch aus mir rausgekommen, bevor ich mein Rad am Kreisel für einige Minuten zur Seite gestellt habe – total ausgepumpt. Ach, bevor ich es vergesse: Anna war nicht ausgepumpt. Keine Ahnung, wie sie das immer macht.

Von da an sind wir schön gemütlich nach Hause gefahren. Echt wahr! Wir haben so trainiert, wie ich mir das für eine 78er-Feierabendrunde immer vorgestellt habe. Und so waren wir mit einem 28er Schnitt wieder zu Hause. Wenn Ihr Euch an meine Ansichten über Schnitte erinnert, seht ihr: Keine große Nummer im Vergleich zu vorher berichteten Schnitten, aber zweifelt einer an der Qualität der heutigen Einheit?!

Gott, ist die lecker!

Ich habe mich jedenfalls zu Hause direkt mit einer groben Bratwurst (war noch von gestern übrig) aus dem Kühlschrank belohnt. War die lecker!

Es kann sein, dass es morgen keinen Blogeintrag gibt. Anna und ich wollen eine Fernfahrt machen. Aber mal sehen, vielleicht geht ja doch was. Jetzt aber den Freitag Abend genießen.

Herzlichst, Euer mathias

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

also, ich möcht ja nicht drängeln, aber:
"hey wo seid ihr denn?!"

ich bin froh, dass ich die letzten tage den blog nicht lesen konnte und so wenigstens die letzten beiden berichte am stück lesen konnte, aber als ich dann gesehen habe, dass es seid freitag keinen eintrag mehr gibt, da fand ich das dann schon etwas schade.
also bitte tut mir den gefallen demnächtst wieder zu berichten; ich seh das dann immer als kleine motivation für mein training.

so, das musste ich dann doch los werden.

in freudiger erwartung auf den nächsten bericht
tobias