Mittwoch, 7. Mai 2008

Team des Tages

Liebe Leute,

immer wieder sag ich Anna, sie soll doch bitte nicht so spät nach Hause kommen. Aber nie will sie sich daran halten. Heute wollte sie es wieder nicht tun. Aber diesmal war sie nur bedingt erfolgreich. Später mehr dazu.

Wie der Titel schon sagt, heute war ein guter Tag. Ich glaube wirklich, wir sind gut auf Kurs. Natürlich wird der Ironman-Lanzarote immer noch ein riesen Abenteuer werden, und alle an die absolute persönliche Leistungsgrenze bringen. Aber ich glaube fest, dass alle das Rüstzeug haben, den großen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Warum Ihr heute zufrieden mit uns sein könnt? Auch dazu später mehr.

Fangen wir chronologisch an. Den Anfang machte heute – wie ja fast immer im letzten halben Jahr – Martin. Der Junge hat wieder seine 2600er Schwimmeinheit abgeliefert, und es läuft richtig gut. Trotzdem verrate ich nicht zuviel, wenn ich berichte, dass er die Male an denen er noch früh aufstehen und zum Schwimmen muss, rückwärts runter zählt – und das nicht erst seit heute!
Als Martin schon eine Stunde im Büro war, nahm Dirk im Schwimmbad den Platz seines Team-Gefährten ein. So um die 2000 Meter waren es bei ihm.

Aber als Dirk so ungefähr mit dem Schwimmen fertig war, da hatte Thomas schon das ganze Tagewerk geschafft. Wahnsinn! Seht selbst:

"Hallo zusammen,
wie schon gewohnt, ich bin spät dran. Ein schöner Tag, komm Welt lass dich umarmen, welch ein Tag.
Einfach klasse dieses Wetter, ich bin heute morgen um 6.15 Uhr aus den Federn, das Wasser rief. Um 7.03 Uhr war ich genau in diesem. 300 Meter eingeschwommen, 20 mal 50 Meter Tempoübung und noch 700 Meter ausgeschwommen. Und da ja noch der lange Lauf auf dem Programm stand habe ich ihn gleich noch dran gehängt.

Meine Normrunde, diese 21,1 Kilometer, habe ich heute versucht etwas zügiger zu absolvieren. Nach 1:51 Stunden war ich wieder vor meiner Tür, aber ziemlich fertig. Ich merke schon, dass bei höheren Temperaturen der Flüssigkeitsbedarf steigt. Auf dieser 2-Stundenrunde habe ich keinen Tropfen getrunken. Dafür aber dann, und nach dem Tanken ging es weiter, denn 1:51 Stunden ist ja noch kein langer Lauf.

Ich bin also noch 24 Minuten ganz ruhig ausgelaufen. War das schwer. Zuviel sollte man wohl auch nicht auf einmal trinken. Dennoch, am Morgen schon 3:15 Stunden auf der Habenseite zu sehen, ist doch was.

Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich mein Pearl noch mal schnell zum hiesigen Fahrradschrauber gebracht. Der Alurenner bekommt vor dem Wettkampf noch eine neue Kette und statt der 25er die etwas größere 27er Kassette. So als Rettungsring, quasi. Damit die Angst vor den Anstiegen kleiner ausfällt. Also, ich lasse dem Pearl eine große Inspektion zukommen, um so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen.

Trainingstechnisch war das mein Tag. Sollte wohl auch reichen und wie ich gerade gehört habe war es das auch mit dem langen Lauf. Vorerst gibt es keinen mehr.Über das tolle Essen gerade, will ich hier auch keine Worte mehr verlieren. Bin schon ein wenig zu müde.

Einen schönen Abend zusammen und einen guten Start in den neuen Tag,
Thomas"

Irre, oder?! Thomas macht einfach alles am Morgen. Zack-Zack-Tschingdarrassassaa, fertig! Hut ab. Und somit kommen wir schon dem Grund näher, warum wir heute Team des Tages sind. Denn, richtig heute war langer Lauf Tag. Und wirklich alle haben das Ding absolviert. Und alle sehr gut. Mit Ausnahme von mir vielleicht, denn meine Beine schmerzen dermaßen, dass ich, wie ich glaube, den Titel Schmerz-des-Tages beanspruchen kann.

So, jetzt aber mal die ganze Geschichte. Martin schlug gegen 19 Uhr bei uns auf. Wie schon öfters, wollten wir dann zur Alster, Dirk treffen. Mit Martin, der ja dann immer ein Schörlchen bei uns trinkt, und mir ist auch Anna gestartet – allerdings in die entgegengesetzte Richtung zur Alster.

Soviel sei hier schon einmal gesagt: Heute war unser letzter langer Lauf. Wahnsinn, oder?! Keine Ahnung wie viele von diesen Dingern das Team absolviert hat. Aber heute, das war der letzte. Zuerst wollten meine Leute das gar nicht wahrhaben. Aber als es dann langsam zu ihnen durchgedrungen war, da meine ich, eine kleine Freude in ihren Gesichtern entdeckt zu haben.

Juut, Anna also nach links, Martin und ich nach rechts. Nach ner Weile, ich wie immer mit hechelnder Atmung neben unserem Jüngsten, piept der Pulsmesser. "Mist", denke ich, "viel zu schnell, viel zu anstrengend!" Aber als ich auf das Gerät schaue, da war das gar nicht meines, was piepste. Neee, es war Martins! Für zwei Sekunden überkam ich mich tierische Freude. Endlich hatte ich ihn so weit, endlich musste auch eher abbremsen. Leider waren es wirklich höchstens zwei Sekunden der Freude. Dann nämlich kontrollierte auch Martin den Pulsmesser und sagte: "Stimmt, ist meiner – bin zu langsam."

Leute, Leute, ich kann Euch sagen. Da macht man wirklich was mit. Also ehrlich. Das war ungefähr so wie mit dem Flieger kurz vor dem Touchdown durchzustarten. Naja, so ähnlich. Wir also zur Alster. Da wartete Dirk, und ich war recht froh, denn erfahrungsgemäß wird es dann ein klein wenig ruhiger.
Pustekuchen. Keine Ahnung warum, aber irgendwie hatte sich der Gute heute vorgenommen, mal unser Tempo aufzunehmen. Und bis zur Krugkoppelbrücke hat uns niemand, aber wirklich niemand überholt. Mein Puls? 160. Halleluja!

Nach der Brücke, als wir in den Leinpfad abgebogen waren, wollte Dirk dann endlich ein wenig ruhiger laufen. Ich atmete innerlich auf. Äußerlich aber nur ganz leise, damit niemand was mitkriegt. Martin ist dann nach vorne durchgestartet und wollte – wie vor einigen Wochen – nach der Umrundung des Mühlenteiches, wieder zu uns auflaufen. Pustekuchen die Zweite.

Dirk lief zwar ruhiger, aber immer noch viel stärker als vor drei Wochen. Und so sahen wir Martin auch an der Alster nicht mehr wieder. Wenn alles nach Plan gelaufen ist, wenn Martin nach Plan gelaufen ist, dann hat er seine 26/28 Kilometer in 2:15 Stunden absolviert. Wir hingegen standen wieder vor Dirks Tür, nachdem der Recke erst 2 Stunden unterwegs gewesen war. Das war eine knappe viertel Stunde schneller als sonst!

Was soll ich sagen. Dirk hat sich riesig gefreut. Allerdings gönnte ich ihm diese Freude auch nur kurz. Ich verfahre da meist nach dem Motto, wer mich herausfordert, der soll auch wenigstens ein wenig bluten. Also legte ich den fast noch nie vernommenen Ich-bin-hier-der-Trainer-Ton auf und verkündete, dass dies ja nun der letzte lange Lauf sei, und vor diesem Hintergrund der auch 2:30 Stunden dauern müsse. Keine Ahnung was Dirk gedacht hat. Auf jeden Fall hat er mutig genickt und ist mit mir weiter. Ich will mal schwer hoffen, ihm tun auch die Beine weh heute Abend, so dass ich nicht der Einzige bin. Wobei ich gerade zweifel, denn vor einer Minute kam eine Simse von Dirk rein:

"Mathias Müller. Dat war ne geile Einheit! Wille ist alles. Aloha und schlaf gut. Dirk"

Hört sich – auch nach 2:30 Stunden – nicht nach schweren Beinen an, oder?! Hm. Juut, eins steht fest. Ich hatte zum ersten Mal heute Abend den Eindruck, dass Dirk einfach mal mutig nach vorne gelaufen ist. Und siehe da, es hat sich gelohnt. Er weiß jetzt, dass mehr in ihm steckt, als er noch vor einer Woche geahnt hat. Alles joot!

Ich bin dann nach Hause gelaufen. Und weil ich – hier schließt sich der Kreis – nicht zu deutlich vor Anna daheim sein wollte, bin ich ihr entgegen gelaufen. "Wann kommt die denn endlich? Wann kommt die denn endlich", dachte ich verzweifelt, weil Beine mit jedem neuen Meter mehr schmerzten. Und endlich, bei den Kapitänshäusern in Övelgönne kam sie. Ähnliche Fehlplanung wie bei Thomas und mir, auch sie hatte nichts zu trinken. Ihre Freundin, bei der sie sonst einkehrt, war nicht zu Hause – Pustekuchen 3.

Wie auch immer. Sie hat es geschafft. Als ich mit 2:34 Stunden vor der Tür stand, zeigte ihre Uhr 2:40 Stunden an. Super. Ich bin wirklich stolz auf sie, und auf Dirk, und auf Thomas und auf Martin auch! Herrliches Team!

Und somit ist er geschafft, der letzte lange Lauf. Von allen mit Bravour absolviert. Nächste Woche reduzieren wir den Mittwoch auf 1:30 Stunden. Aber vorher werden wir das Pfingstwochenende noch kräftig zum Radtraining nutzen. Und Schwimmen, schwimmen können auch alle weiter machen wie bisher.

Der Zug rollt, alle sitzen drauf, alle in bestmöglicher Form, so gut, wie man nach einem halben Jahr nur sein kann. Wir bewegen uns durch die letzte Kurve auf die Zielgerade zu. Es wird spannend, unendlich spannend. Schön das Ihr dabei seid!

Herzlichst, Euer mathias

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Wie gerne lese ich diese Blog-Einträge!!! Es ist Ansporn und Unterhaltung zugleich!!! Ich hoffe, dass das Lanzaroteprojekt nicht das letzte sein wird.

Viel Kraft!
Jan

Anonym hat gesagt…

Super, herzlichen Glueckwunsch zum letzten langen Trainingslauf.
Es hoert sich wirklich sehr vielversprechend bei Euch an!

Ich glaube eher, Mathias, dass Du jetzt als Bremse auftreten musst und nicht so sehr als Motivator... Die Chance, dass sie zu viel machen ist wohl groesser... Nicht, dass sich jetzt noch einer eine 'ne bloede, ueberfluessige Verletzung zuzieht.
Wuensche Euch ein schoenes Pfingstwochenende mit viel Sonnenschein und Rueckenwind!

Enka

Anonym hat gesagt…

Hey Ihr,
Bin auch wie immer beeindruckt von eurem Elan. Ihr seid wirklich unglaublich :-)

Fände es aber schön, mal so im Groben zu erfahren, wie ihr in den nächsten Wochn euer Training drosselt. Immer ein bisschen weniger, oder einfach 2 Wochen vorher (fast) gar nichts mehr?
Wie viele Tage eher werdet ihr auf Lanzarote anreisen? Da braucht man doch bestimmt ein paar Tage zur Aklimatisierung.

Fiebere mit euch und wünsche viel viel Glück für die letzten Tage bis zum großen Ziel

Grüße Nadine

Anonym hat gesagt…

Moin -
wenn ich das hier o alles lese werde ich ganz neidisch. Schöne Grüße aus Frankfurt - ich bin übrigens auf Messe-Triathlon umgestiegen... stehe mir momentan auf der 2ten Messe den ganzen Tag lang die Füsse platt - nächste Woche folgt die Drite und damit der Zieleinlauf ;-)
neidvolle Grüße
Maik

Anonym hat gesagt…

Hey Dirk+natürlich die anderen auch! ;-> ich fieber mit euch mit!kann mir nur vage vorstellen wie ihr euch fühlen müßt!ich drehe schon vor olympisch oder Marathon durch!aber ihr macht einen IRONMAN!Wahnsinn!meine Beine+Arme sahen nach den 4,5 h in Hamburg genauso aus!sehr CHIC! :-O wie die wohl nach dem 24. MAY aussehen!?ich bleib am Ball über den BLOG!ganz liebe Grüße!die Sylter Lauffreundin!

Dirk Kröger hat gesagt…

Hey Alexandea, schön dass Du mit uns mitfieberst. Der Syltlauf mit Dir war eine tolle Erfahrung. Als ich dachte, ich kann nicht mehr, hast Du Deine Bekannten ziehen lassen, auf eine sichere gute Zeit verzichtet und mich tapfer mit ins Ziel "getragen". Das sind Momente, die vergesse ich nicht. Nächstes Jahr revanchiere ich mich gerne ;o)
Bis bald, Dirk