Montag, 23. Juni 2008

Schockierend

Liebe Leute,

ui, das wird heute kein Motivationsblog. Viel ist hier nicht geschafft worden. Aber auch solche Geschichten müssen erzählt werden. Dabei lasse ich jedoch erst mal anderen den Vortritt.

Post von Thomas:

"Hallo zusammen,
nach meinem doch recht guten Start in die vergangene Woche, habe ich es sehr, sehr ruhig weiterlaufen lassen. Und das ist schon außerordentlich gelinde ausgedrückt. Das Einzige was ich sportlich bis heute auf die Reihe gebracht habe war der gestrige ganz kurze "Katerlauf".

Freitag ging nichts weil ich erstens beruflich mal wieder heftig eingebunden, und zweitens – ganz ehrlich – immer noch etwas müde von dem Beginn der Woche war. Wie ich das schon erwähnte war Samstag der Abi-Ball von meinem Julchen und als Papa sollte man dort ja nicht fehlen. Somit blieb für den Sport keine Zeit mehr. Ich mußte ja schließlich drei Stunden Auto fahren.

Die Feier war feucht und fröhlich, mit Tanz und viel Spaß und natürlich einer Portion Stolz.
Wie anzunehmen ging am Sonntag Morgen auch wieder nichts. Der Kopf tat doch ein wenig weh – ich hätte den Sekt weglassen sollen, aber er war schließlich bezahlt. Nun denn, nach dem ausgiebigen Frühstück noch schnell beim Schwesterchen vorbei geschossen, liegt ja fast auf dem Weg, um dann pünktlich um 15 Uhr noch eine Stunde Unterricht zu geben.

Und nun kommts: Der latente Kopfschmerz war bis dahin noch nicht wirklich abgeklungen, dennoch habe ich mich aufgerafft und habe einen richtig deftigen Lauf abgerissen, 38 Minuten! Aber die Schmerzen waren weg.

Der Hunger kam, und während des Besuches beim Griechen habe ich mir noch ein Reparier-Bier gegönnt. Das war trotz allem wieder lecker. Aber was rede ich, Ihr wisst ja eh alle was ich meine.


So, es ist Montag Abend viertel vor acht und ich möcht noch was tun. Was und wieviel es für heute war beziehungsweise sein wird schreibe ich wieder für den Freitag Morgen. Bis denne alles Gute und viel Spaß bei Eurem Training,
Thomas"


Das hört sich nach recht faul an. Aber das muss ja nun auch mal erlaubt sein. Wir dürfen nicht vergessen, dass Thomas mit dem Ironman-Lanzarote seinen Saison-Höhepunkt schon hinter sich hat – und auch seinen bisherigen Sport-Lebens-Höhepunkt!

Martin war etwas fleißiger. Hier seine Post:

"Hi Mathes.
Ja, Sport.
Am Freitag hab ich einen 11 Kilometer-Lauf nach der Arbeit genossen. Recht easy in zackigen 53 Minuten. Wollte mich ja schließlich schonen für die harte Arbeit am Samstag.
Gestern 108 Kilometer auf dem Rad in 3:32 Stunden bei absolut drückender Schwüle und am frühen Sonntag Morgen; heute nach der Arbeit ein 11 Kilometer Lauf in 55 Minuten. Herrlich. Bei der frischen Brise heute in Hamburg wird das Gehirn schön durchgepustet.
Soviel von der anderen Seite der Alster. Euch einen schönen Abend.
Lieben Gruß und Gute Besserung Ihr Beiden!
Martin"

Was Martin nicht erzählt hat, dass er die 108 Kilomete im 31er Schnitt abgerissen hat. Nicht zu fassen der Junge. Nicht zu fassen ist darüber hinaus eine Erfahrung, die er gestern machte, und die ich schon tausendfach gemacht habe, über die ich mich jedoch immer wieder aufs neue echauffieren könnte. Martin erzählte von einem Radfahrer, den er auf dem Rückweg nach Hamburg auf dem Deich überholt hatte, und der sich dann bei heftigem Gegenwind, ohne auch nur ein Wort zu sagen, in seinen Windschatten gehängt hat.

hatte. Ooh ich kann das nicht leiden. Wirklich nicht. Das sind doch die Grundformen der Höflichkeit. Ich würde doch zumindest kurz fragen, ob ich mich da hinten einnisten kann/darf. Warum nicht? Welcher Zacken bricht wem da aus der Krone? Bei dem Wind vom gestrigen Sonntag war Martins In-den-Wind-Hängen für den Burschen da hinten so viel wert wie eine Taxifahrt. Und sagt man nicht Bitte und Danke, wenn man von einem anderen mitgenommen wird? Ich meine schon. Das einzige was Martin von dem Mitradler (das Wort Lutscher wollen wir hier mal nicht benutzen) mitbekam, war ein kurzes Handheben, als er am Ende des Deiches in eine andere Richtung abbog. Dabei merkte Martin dass der Zeitgenosse Musikstöpsel in den Lauschern hatte. Nö klar, dann geht das ja auch nicht mit dem Bitte und Danke. Wie auch? Warum auch?

Vorsicht Leute, wenn dieser Junge mal mit nem Platten am Auto am Straßenrand steht – bloß nicht anhalten. Der nimmt Euren Ersatzreifen, vielleicht auch einen von Euren vier regulären Reifen, und fährt nach der Montage einfach weiter. Nix Bitte und Danke. Wieso auch?! Zum Teufel mit der Freundlichkeit. Lasst uns endlich einander anklingeln, so wie die Autofahrer sich anhupen. Freie Fahrt für jeden und den Radweg bitte für mich alleine. Schockierende Verhältnisse.

Schnell das Thema wechseln, bevor ich mich hier um Kopf und Kragen schreibe. Nachdem ich Donnerstag und Freitag pausiert hatte, wollte ich eigentlich ein trainingsreiches Wochenende bestreiten. Aber da hat Anna mir einen Strich durch gemacht. Sie hat sich nämlich irgendwo eine Erkältung gezogen, und, man ahnt es schon, ruckzuck an mich vererbt.

Martin und Mathias beim Trockenbau – gutes Team




Am Samstag merkte ich noch nichts, da konnte ich noch eine wunderbare 77er Runde zu Foto-Martin (in Strukdorf) machen, wo Anna und Martin bald auch eintrafen, und wir alle zusammen mit Anjte, Foto-Martins Frau, und deren Freunden Daniela und Peter am Projekt Wir-bauen-ein-denkmalgeschütztes-250-Jahre-altes-Bauernhaus-wieder-auf mithalfen. Das war anstrengend, hat aber auch echt Laune gemacht. Wenn das Ding mal fertig ist, wird es ein Traum sein. Auf sicher!

Nach getaner Arbeit gibt’s was leckeres. (v.l.:) Martin, Daniela, Maria, Peter, Antje, Anna, Mathias – Foto-Martin fotografiert (unbedingt mal die Seite von seinem Hausbau anschauen!)

Schon bein abschließenden Grillen knickte ich jedoch leider ein, und während der Nacht zum Sonntag war schon klar, dass ich krank werden würde. So war der Sonntag leider zum Teufel. Noch leiderer: auch der heutige Montag. Mist.

Bleibt noch die Geschichte zu erzählen, vom wunderlichen Grollen, welches am Sonntag in und über Hamburg lag.
Davidson Ich, wie erwähnt krank im Bett, vermutete ein Gewitter welches sich gewaschen hatte. Aber das war es nicht. Tatsächlich war es die Parade zu den 5. Harley-Days in der Hansestadt. Und als Anna und ich uns schnell aufrafften und zur nächsten Straßenecke am Altonaer Rathaus wetzten, sahen wir 10000 (in Worten zehn tausend) dicke und dickste Harleys an uns vorbei brausen. Welch ein Spektakel. Tatsächlich schrieb das Hamburger Abendblatt heute, dass während der dreitägigen Veranstaltung rund 600000 Besucher und Freunde der amerikanischen Motorräder auf dem Heiligengeistfeld waren. Wow.

Zig tausende solcher Kisten krachten am Wochenende durch die Hansestadt – Karneval auf zwei Rädern mit ordentlich Rättematteng

Das nächste Grollen, diesmal doch ein Gewitter, stellte sich im übrigen eine knappe Stunde später ein. Und so konnte ich mich wenigstens ein wenig darüber hinweg trösten, nicht trainiert zu haben. Wenn es mir morgen jedoch auch nur ein Quentchen besser gehen sollte, dann nehm ich meinen Renner mit ins Büro und dreh anschließend eine Runde.

Denn die Jeantex-Tour-Transalp ist nur noch zwei Wochen entfernt, und so langsam holen mich die Bilder meiner letzten Alpen-Tour von vor vier Jahren wieder ein. Damals, ich war mit Kochi unterwegs, passierte etwas, was ich mir nie in meinen schlimmsten Vorstellungen hätte ausmahlen können und wollen. Schon am ersten ernsthaften Anstieg zum Hahntenjoch musste ich drei mal (diesmal als Ziffer: 3 mal!) absteigen. Nach meinem ersten Bandscheibenvorfall (damals konservativ behandelt) war mein Rücken einfach noch nicht fit genug, um die Kraftanstrengung der Beine zu stabilisieren. Er verkrampfte so sehr, dass nichts mehr ging. Oben auf dem Joch, musste ich mich 15 Minuten flach auf den Asphalt legen – während hunderte von Radlern an mir vorbei fuhren. Schockierend! Und was in den sechs Etappen-Tagen danach alles so passierte, war noch schockierender.

Das war für mein Ego damals eine solche Klatsche, das könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen. Fünf Ironmans, zweimal Hawaii, und dann absteigen am Berg. Na herzlichen Dank!
Nun, jetzt habe ich zwei weitere Vorfälle (operiert) hinter mir, und es gilt die Dämonen von damals zu vertreiben. Ich kann Euch versichern, das ist sehr sehr spannend.

Gibt es unter Euch jemand mit ähnlichen Dämonen? Wäre doch mal ganz interessant.

Egal ob oder ob nicht, wir werden sie vertreiben. Meine in diesem Juli, oder später, irgendwann verscheuch’ ich sie – und die nicht grüßenden Windschattennutzer gleich mit.

Herzlichst, Euer mathias

5 Kommentare:

RoadrunnerHH hat gesagt…

So nachdem ich in der letzten Woche nicht wirklich zu viel Training gekommen bin, freut es mich zu lesen das es anderen auch so geht. Da fühle ich mich nicht ganz so schlecht. :)
Na ja etwas trainiert, wenn man das so nennen will, habe ich dann doch.
Am Donnerstag trotz Deutschlandspiel Schwimmen Technik 1 Stunde, ca. 2000m. Dann am Samstag und Sonntag eine neue nteressante Form des Intervaltrainings.
Anfangs 2 km in 4:30/km 1 Stunde Pause auf Rundkurs x8, dann 2km (5x400m auf der Bahn) in 4:45 km x2 3 Stunden schlaf weiter 2 km (Bahn) in 4:45/km 1/2 Stunde Pause x 4, zum Ende noch 4x 2 km in 4:50/km 1 Stunde Pause auf Rundkurs. Zum Abschluss dieser 24 Stunden Trainingseinheit dann 50 Minuten 400m Sprints mit 5 Minuten Erholung zwischendurch.
Nennt sich Team-Wertung beim 24 Stundenlauf in Schenefeld. Bin da mit einer netten Truppe in den 24 Stunden 287 km gelaufen. Ziel war über 280 km.
Nur von 00.00-3.00 zu schlafen ist nicht der Hit, aber dann in den Sonnenaufgang zu laufen, ein Traum. Als ernstgemeinte Vorbereitung nicht zu empfehlen, man trifft aber interessante Menschen, die allein in der Zeit 235km abreissen oder mit über 70 noch gemütlich ihre Runden drehen. Wahnsinn.
Wünsche dann euch und allen anderen Bloglesern einen schönen Wochenstart und werde mal das Schlafdefizit etwas veringern.

Viele Grüße aus Hamburg

Florian

Anonym hat gesagt…

Tztztztz...diese Windschattenfahrer...wir hatten am Samstag sowie am Sonntag auch solche Mitfahrer im Rücken. Einfach anhängen und schön locker mitrollen, kein "Hallo" nichts gar nichts noch nicht einmal eine Handbewegung!

Meine Woche war recht jut, bin 13 Stunden pedaliert, 2 Stunden geplanscht und war das erste Mal nach dem Treppensturz schmerzfrei laufen :)) ...das ist mein kleiner Dämon!

Wünsche Euch gute Besserung und einen guten Start in die Woche!
Grüsse Andrea

Anonym hat gesagt…

Hallo Mathias,
ja, ja, das Hahntennjoch ist auch für mich mit ähnlich bitteren Erinnerungen verbunden. Anfang der 90´ fuhr ich mit Rennrad und leichtem Gepäck von Füssen Richtung Livorno/Korsika. Erster Tag als Flachlandtiroler in den Bergen, Sonntag gegen Mittag war ich an diesem nach meiner Planung "nur" mittelhohem Berg (vor mir lag noch das Stilfser Joch). Kein Laden in den wenigen einsamen Dörfern hatte geöffnet und ich hatte auch nur Wasser dabei. Mich hat solch ein Hungerast erwischt, dass ich zum Schluss abwechselnd 200m, kurz vor dem Abkippen in den Seitengraben, gefahren und dann wieder gegangen bin. Ich habe heute noch die Erinnerung an die Vorstellung, wenn ich nicht aufpassen würde, würde ich rückwärts den Berg herunterrollen. Aber aufgeben gilt nicht, der Mitbewerber Schweinehund bekam einen auf die Mütze, ich auf der Passhöhe die leckersten Pfannkuchen meines Lebens und dann eine regenerierende Abfahrt Richtung Imst.
Eine Transalp, ob mit oder ohne Leistungsvergleich, ist doch eine schöne Herausforderung. Dein Rücken scheint doch jetzt stabiler zu sein, warum also an die ollen Kamellen denken? Und den Spruch: "Man sieht sich immer zweimal im Leben" kann man doch auch auf solche Ereignisse beziehen. Mir ist das jedenfalls in der Form nicht wieder passiert und das Hahntennjoch soll nicht immer ein Joch für mich bleiben. Irgendwann zeig´ ich es "ihm" noch mal.
"Ride like the wind" (dann kommt keiner in deinen Windschatten), das packst du. Gruß,
uw

Anonym hat gesagt…

Hau rein! Ich bin mir sicher: das geht diesmal nicht nur ohne absteigen, sondern im Gegenteil mit maechtig Gas. Wie habe ich so schoen gelernt: "Aufgegeben wird hoechstens ein Brief" ...

Beste Gruesse aus 38 Grad Bukarest
Soeren

Anonym hat gesagt…

Ihr Lieben,
einer Eurer Fans ist endlich wieder zurück!
Ich war beruflich 6 Wochen in Afrika, habe an Eurem Wettkampftag kaum arbeiten können, und freue mich so unendlich dass ihr es alle geschafft habt!
Das ist ja wohl der absolute Wahnsinn gewesen! Bitte meine Damen und Herren, den Herrn Müller bringen wir da jetzt auch noch durch die Alpen.
Ich zähl auf Euch,
felix