Donnerstag, 12. Juni 2008

EM-Fieber

Liebe Leute,

was war das für ein Kick heute (Donnerstag) Abend. Da hat bei unserem National-Team ja nun wirklich überhaupt nichts funktioniert. Alles was gegen die Polen super war, war heute murks. Ungenaue Pässe in den Rücken, Pässe die überhaupt nicht ankamen, zu wenig körperlicher Einsatz, schlechte Ballannahmen, einfach zu wenig Druck. Folgerichtig die Niederlage gegen Kroatien.

Vielleicht fragt Ihr Euch, was das jetzt mit mir und diesem Blog zu tun hat. Nun, ich habe während dieser miserabelen 94 Minuten 8 Schokoriegel, 50 Gramm Chips, und Bonbons gegessen. Darüber hinaus meine Arme vor Nervosität zerkratzt und mit den Fingern mein Haupthaar traktiert, dass ich nun mit Dreadlocks hier sitze. Immerhin, ich habe der Flasche Bier in unserem Kühlschrank eisern widerstanden. Und so konnte ich meinem Frust mit einem Läufchen, begleitet von Anna, ein wenig Platz einräumen. So viel Platz, dass er sich letztlich im wahrsten Sinne des Wortes verlaufen hat. Schön.

Christel aus Uslar schickt uns ein Foto mit Annas Pa’a-Shirt – Danke für Dein Vertrauen!

Aber der Reihe nach. Zwischen Montag Abend, als ich einen Lauf an der Elbe getätigt hatte, und heute ist einiges gelaufen – und gefahren. Dienstag Abend bin ich mit Martin auf den Deich. Und, was soll ich sagen, der Junge fühlt sich schon jetzt wieder so stark, dass man eigentlich permanent unter Druck ist.

Mit viel Wind von hinten entschied ich mich dann auch gleich für ganz oder gar nicht, und schlug vor, die rund 18/20 Kilometer bis zum Zollenspieker voll zu fahren. Bis zum Zollenspieker deshalb, weil wir dort, meiner Berechnung nach, auf Maik treffen würden, der sich spontan auch zu einem kleinen Ründchen hatte überreden lassen.

Leute, das war ein Gebolze sondergleichen. Meist hatten wir 48 oder 49 auf dem Tacho – manchmal auch 50 und mehr. Und wie das unter Jungs so ist, immer schön nebeneinander. Nee, keiner von uns wollte den Windschatten des anderen. Mann oder Memme. Wir sind dann an ein paar Rennradlern vorbei – immer nett grüßend, freundlich wie wir sind, und mit dem letzten Quentchen Luft, das wir erübrigen konnten – und immer tief über den Aero- (Martin) und Rennlenker (ich) gebeugt, drückten wir gen Süden.

Tja, und dann, rund 1 Kilometer vor dem Zollenspieker, wollte ich einen Schluck aus der Flasche nehmen. Und, zack, das war’s. Irgendwie beschleunigte mein Freund (toller Freund!!) und ich musste nun hinterher. Ran gekommen bin ich nicht mehr – keine Chance. Aber ich wollte auch keinen Meter mehr Preis geben, als unbedingt möglich. Und dann, dort vorne – endlich (!) – kam Maik. Ende. Gott sei Dank, ende. Aufhören zu trampeln. Luft holen. Durchatmen. Und möglichst schnell so tun, als hätte man noch unendlich weit so weiter fahren können.

Maik in den Vierlanden – nicht ganz zentral im Foto, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte, um vernünftig abdrücken zu können

Aber nein, ehrlich. Ich habe sowohl Maik als auch Martin offen gesagt, dass das bei mir totaler Anschlag war. Juut, wir sind dann ein, zwei Kilometer zusammengeradelt und dann bog Martin ab. Tatsächlich war es ihm mit seinen sommerlichen Klamotten zu kühl. Er konnte zwar noch Arm- und Beinlinge anziehen, aber eine Weste zum Schutz der Brust, hatte er nicht dabei. Ha, auch nach 8 Monaten intensiven Trainings, gibt es doch immer noch Grundsätzliches zu lernen. Zum Beispiel, dass eine Weste in der Trikottasche nicht wirklich stört, im Zweifel aber sehr viel hilft!

Maik und ich sind weiter bis zum Kreisel und dann, gegen den Wind wieder nach Norden. Schöne Gespräche, Gedankenaustausch. Ich find’s herrlich, den Typen nach vier Jahren endlich kennengelernt zu haben. Mal sehen, wohin uns der Weg noch führt. Über kurz oder lang, ganz egal. Schön anyway. Ein paar Kilometer ist er dann auch noch mit mir nach Norden, als er dann umdrehte und wieder Richtung Escheburg steuerte, war ich auf mich allein gestellt – und immer den Wind von vorne. Und wie hat Udo Bölts (Telekom-Fahrer und früher mal neunter der Tour de France) mal gesagt: Man solle die Trainingseinheiten so planen, dass man zuerst mit dem Wind fährt und dann, den Wind von vorne, zurück. So würde man härter trainieren.

Und so wollte ich es an diesem Abend dann auch halten. Nicht mit Volldampf, aber doch immer schön mit Druck auf dem Pedal nach Norden Richtung Hamburg, Richtung zu Hause, Dusche, Sofa, Essen. Mit nem 31er Schnitt auf 75 Kilometer Strecke stand ich letztlich wieder vor der Haustür. Gar nicht so schlecht für eine Feierabendrunde.
Martin hatte übrigens, zwar einen etwas kürzeren Weg, teilte ansonsten aber am nächsten Morgen meine Erfahrungen. Bis auf seine kleine Pech-Episode. Er musste nämlich kurz vor Hamburgs Toren noch mal flicken (also wechseln).

Das war also der Dienstag. Und der Mittwoch? Martin war schwimmen, seine gewohnten 2600 Meter. Und ich? Ich war nach dem Portugal-Tschechien-Spiel auf ne schnelle Runde an der Elbe unterwegs. Schnell, wie gesagt. Aber irgendwie fällt es mir derzeit recht schwer. Komisches Gefühl. Aber vielleicht ja gerade weil ich derzeit flotter laufe, als in den vergangenen Monaten. Keine Ahnung. Ich werde das beobachten – in der Hoffnung, dass ich eines Tages wieder spüre, dass Laufen mal meine beste Disziplin war.

Heute Abend zumindest, wie oben erwähnt endlich mal wieder mit Anna, war eine lockere Runde dran. Denn, und das hat sich nach meinen Bandscheiben-OPs definitiv verändert, ich bin nicht mehr so elastisch. Und wenn ich mal richtig flott renne, dann spüre ich das recht deutlich am Folgetag, manchmal sogar an den zwei Folgetagen, unangenehm im Lendenwirbelbereich. Wie gesagt, beobachten.

Blogleser und Kurztriathlet in spe, Florian, holt sich sein Pa’a-Shirt ab

Aah, fast vergessen. Gestern Abend war Blogleser Florian kurz bei uns zu Besuch. Er wollte ein Shirt mit Annas Druck abholen. Florian startet am 6. Juli zum ersten Mal in seinem Leben über eine Kurzdistanz, nachdem er in den Vorjahren immer die Sprintdistanz absolviert hatte. Nun ja, vielleicht bringt ihm Annas Shirt und das Motto "Pa’a – Kämpf’ für Dein Ziel" ja noch ein wenig zusätzliche Motivation. Dann wird er das Ding beim City-Man schon locker wuppen. Viel Glück dafür!

Soo, nun steht das Wochenende vor der Tür. Bin sehr gespannt was es bringt. Mir zunächst am morgigen Abend eine bierschwangere Party bei meinem besten Freund Kochi und seiner Frau Thurid in Neuss. Ich kann nur hoffen, dass am Samstag noch ein Training möglich ist. Wäre schon schade, wenn ich erneut einen Tag in Heimatnähe verlieren würde. Aber, man muss die Feste nun mal feiern wie sie fallen.

Ebenfalls bin ich gespannt, was meine Team-Freunde am Wochenende zusammen bringen. Ich schätze mal nicht so viel. Aber das ist derzeit ja auch in Ordnung. Ehrlich gesagt ahnte ich das vorher schon – und kenne es auch aus eigener Erfahrung. Zuerst wollen alle schon wenige Tage nach dem Ironman wieder mit regelmäßigem Training beginnen. Aber dann merkt man, dass man doch ein wenig müde ist, dass ein wenig die Power fehlt, dass man irgendwie nicht die richtige Einstellung, die große Lust findet.

Nun, ich sehe das ein wenig so wie beim Marathon während des Ironmans. Während der Verpflegungsstellen darf man ruhig mal gehen, sich ein wenig Ruhe gönnen. Aber nach der Verpflegungsstelle muss man wieder zu laufen beginnen, darf sich nicht der Versuchung des (Müßig-) Gehens hingeben, muss sich überwinden, muss die Anstrengung des Laufens, wieder aufnehmen wollen.

Wille ist Alles!

Wir sehen/lesen uns hoffentlich am Dienstag Morgen wieder.

Herzlichst, Euer mathias

10 Kommentare:

Maik hat gesagt…

Hey - seit ihr noch alle im Schockzustand? Ich persönlich habe schon mal mein Holland-Trikot aus dem Keller geholt... heute Abend werden ordentlich Franzbrötchen gefressen! Jawoll! Ansonsten fand ich es klasse das der Wind am Deich endlich mal die Richtung gewechselt und mich nach Hause gepustet hat - egal was Udo sacht ;-) Habe das Buch aber auch gelesen - sehr nett und unterhaltsam... vor Allem der Part mit der Sicherheitsnadel und dem Pieksen in den Oberschenkel zum Erzeugen eines Gegenscherzes.... huaahuaa... lg Maik

Anonym hat gesagt…

hola,

vielleicht mal murakamis "wovon ich rede, wenn ich vom laufen rede" konsultieren. da spricht er auch von der relation "altern" ;) und "sporteln".

schönen gruß
r.

Anonym hat gesagt…

liebes team,

ich habe (auch durch euch motiviert) mit dem triathlon angefangen! da ich läufer und schwimmer bin war nur noch eine disziplin neu.... also erstmal aufs alte mtb, dann ein rennrad geliehen und jetzt kurz vor dem ersten eigenen! jetzt habe ich eine frage zu dem schuhen. rennradschuh, triathlonschuh oder doch ein mtb-schuh mit dem man wohl am besten laufen kann? hoffe ihr könnt mir weiterhelfen..... viele grüße tom

mathias hat gesagt…

Hallo Tom,
dazu gibt es tausend Philosophien. Ich meine, wenn man Rennradfahren will, will man fahren – nicht laufen oder gehen. Also sind MTB-Schuhe aus dem Rennen. Und dann bin ich Fan von Triathlon-Radschuhen, die meist mit einer großen Schnalle (Klett) schließen – eben so wie der Shimano-Schuh, den wir im Team fahren. Den (bzw. das Vorgängermodell) fahre ich seit vier Jahren, und bin begeistert. Darüber hinaus meine ich, in einer Ausgabe des Triathlon-Magazins einen Schuhtest gesehen zu haben. Vielleicht findest Du was auf deren Seite (www.tri-mag.de), oder Du schreibst denen ein Mail.
Schön, dass wir Dich zum Triathlon motivieren konnten. Das macht uns ein wenig stolz!
Viel Spaß und Glück bei Deiner neuen Sport-Karriere, mathias

Anonym hat gesagt…

Liebe Leute sportlich oder bei dem Regenwetter auch lesend auf dem Sofa oder was auch immer euch gerade "bewegt" :)

Hier mein Musik-Tipp und vorweg: ich bin immer ein kritischer Hörer gewesen bevor ich Lobpreisungen raushaue..
ABER listen to this f.. amazing album:

Viva la vida - Coldplay !!

Die machen Werbung ohne Ende, obwohl das garnicht nötig wäre :)

Es lebe das Leben!

Liebe Grüße,
Nic

Anonym hat gesagt…

vielen dank mathias für deine schnelle antwort... na, dann wirds wohl echt auf triathlonschuhe hinauslaufen! euch noch ein schönes wochenende und deutschland morgen schön die daumen drücken!!

grüße tom

Anonym hat gesagt…

12 crad, regen, wind: und der trainingsplan sagt: laufen! okay dann werd ich mal.
ich schreib das hier um mich zu motivieren und vielleicht den ein oder anderen von euch.

los gehts!
tobias

Anonym hat gesagt…

Danke Tobias,
ich war auch gerade laufen und hab noch eine Schwimmeinheit nach gelegt!

Allen Anderen ebenfalls viel Spaß beim Sport.

Gruße von Florian

fannie hat gesagt…

hallo ihr, ich habe heute meinen allerersten triathlon bestritten. zwar leider nur den jedermann, aber darauf kann man ja aufbauen. ich bin in 2:34h im ziel gewesen. ich muss definitiv noch schnelligkeit trainieren. aber es war toll, ich hab nur gestrahlt und mich super super wohl gefühlt. das hab ich auch dem menschen gesagt, der nach dem ziel auf mich zukam und gefragt hat, wie es mir jetzt geht: "mir gehts total prima, ich freu mich sehr" :)
so, jetzt werde ich mal sehen was noch für veranstaltungen stattfinden hier in der umgebung diesen sommer.

ganz liebe grüße!!

die fannie

Anonym hat gesagt…

Glückwunsch, liebe Fannie :)

Nic