Samstag, 13. Oktober 2007

Immer geradeaus – the long road

Liebe Leute,

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ganz klar, ein Problem für die Vorbereitung auf den Ironman-Lanzarote, ist der Winter. Im Sommer kann man seine Radrunden ja nun wirklich stundenlang unbekümmert durchs Land ziehen, Schwimmen kann man immer mal wieder in einer Talsperre oder gar im Meer üben, und zum Laufen hält jeder Wald her, der schönen weichen Boden hat.

In den kälteren Jahreszeiten – und genau darin müssen sich Anna, Dirk, Martin und Thomas nun mal vorbereiten – sieht das etwas anders aus.
Die langen Radrunden können eigentlich nur und ausschließlich am Wochenende stattfinden (vorausgesetzt man hat vorher etliche Euros in gute, aber leider sau teuere Kleidung investiert). Schwimmen ist klar: Wer keinen Eispicker sein eigen nennt, der muss halt Kacheln zählen (auch eine Art der Meditation). Und Laufen? Nun laufen, sollte man meinen, kann man überall. Aber ganz so einfach ist das ja nun mal auch nicht.

Denn irgendwann sollen alle Vier so weit sein, dass wir mit langen Läufen (so um die 2:15 oder 2:30 Stunden) anfangen können. (Meine Planung geht dahin, dass dieser Zeitpunkt zum Jahreswechsel sein sollte). Und genau da liegt das Problem. Die Wochenenden sind vom Radfahren blockiert. Es macht also Sinn, die lange Laufeinheit in die Mitte der Woche zu legen – so dass Zeit für die Regeneration bleibt. Nun sind aber alle Vier Ironmans in spe beruflich engagiert, bzw. Anna mit Studium und vier bis fünf Jobs voll ausgelastet. Es bleiben also nur die Abende.

Dirk und Martin haben es da noch verhältnis mäßig gut. Beide wohnen in Steinwurfweite (Martin hat einen starken Arm) zur Alster. Diese ist beleuchtet, und so sollte es immer möglich sein, im Dunkeln vier Ründchen dort zu drehen. (Gut, das ist etwas langweilig, aber da müssen sie nun mal durch). Anna hat es da schon schwerer. Erstens, so finde ich zumindest, ist es für Frauen doch um einiges gefährlicher im Düsteren zu laufen, als für Herren. Und an der Elbe, in deren Nähe wir leben, habe auch ich Schiss, alleine im Dunkeln zu rennen. Dies hat bei mir immer zur Folge, dass ich die Trainingsrunde eher im 4er als im 5er Schnitt laufe (zur Erklärung für Nicht-Läufer: 5 Minuten pro Kilometer). Es sieht also so aus, dass ich Anna ein ums andere Mal Gesellschaft leisten werde. Was ich natürlich liebend gerne mache.

Eine ganz andere Möglichkeit der Laufstrecke gibt es indes bei Thomas, auf dessen Sofa ich derzeit sitze und diesen Eintrag schreibe. Thomas wohnt ja in einem Städtchen namens Wagenfeld, was so ne halbe Autostunde von Osnabrück entfernt liegt und knapp zwei Stunden von Hamburg weg. Voll auf dem Land halt.
Und gestern Abend, nachdem er eine ganze Horde sehr lieber Jugendliche bei ihrem Saisonabschhlussturnier über den Golfplatz gescheucht hat, wollten wir noch ein Ründchen laufen. Nur wo? Hier gibt es keine Beleuchtung wie an der Außenalster. Aber es gibt den Gottesgraben. Der Gottesgraben ist nichts anderes als eine dieser ländlichen Straßen, die nur für Forst- und Landwirtschaftsfahrzeuge geöffnet ist. Und für uns Jogger!

Das besondere am Gottesgraben ist jedoch, dass der über mehr als sechs Kilometer immer geradeaus geht. Und wenn ich geradeaus schreibe, dann meine ich auch geradeaus. Diese kleine Straße ist so gerade wie eine Landebahn, oder die Landesgrenze zwischen USA/Alaska und Kanada. Ich sage Euch, jede Autobahn ist dagegen ein Zick-Zack-Kurs.

Nun denn, wir haben viel darüber philosophiert, ob uns das nun nervt, oder ob es gar gut ist, dass diese Straße ein solcher Strich ist. Und dies ist unsere Erkenntnis: Bei Tageslicht würde uns wohl schlecht werden, bei dem Gedanken, dass wir beim Loslaufen schon sehen können, wo wir in einer halben Stunde sein werden.
Aber, und hier komme ich zurück zum Grundgedanken, für abendliche, oder gar nächtliche Läufe ist dieser Graben ein Gottesgeschenk (vielleicht auch deshalb der Name). Denn erstens sieht man ja eh fast nix, zweitens fahren hier keine Autos, weshalb man drittens nicht wie ein beleuchteter Weihnachtsbaum rumlaufen muss, viertens, muss man hier auch nix sehen, denn es gibt weder Kurven aus denen man herausgetragen werden kann, noch Schlaglöcher, in die man hineintreten kann, und fünftens kann man sich nicht verlaufen. Ergo: Die optimale Im-Dunkeln-Langer-Lauf-Strecke!
Ach, sechstens fast vergessen: Diese Straße macht hart. Es bleibt nichts anderes übrig, als sich mit sich selbst zu beschäftigen, auf die Signale des Körpers und der auftretenden Füße zu hören, und einfach weiter zu laufen, bis man – irgendwann – wieder vor der Haustür steht.

Ja, so war das gestern Abend in Wagenfeld. Die anschließende Pizza vom Bringdienst, war übrigens so, dass ich froh bin, in Hamburg eine etwas größere Auswahl zu haben. Aber das Vitamalz war okay. (Bilder hierzu muss ich morgen nachliefern, da ich mein Kartenlesegerät vergessen habe). Und dann war da noch eine Autofahrt auf der wir ein Lied gehört haben, welches uns seit über 22 Jahren verbindet. Ya mo b there, gesungen von Michael McDonald und James Ingram. Gott, das Ding ist uralt, aber wenn auch die Mode, welche die Herren (und sicherlich auch wir) damals getragen haben, Gott sei Dank längst Vergangenheit ist, die Musik, die Gefühle und die Worte haben alles überdauert. "You can count on me brother!" Wir schaffen alles!

Zum Thema "Brüder im Herzen": Es gibt Situationen, da muss einem einfach das Herz aufgehen. Wir einige von Euch vielleicht noch wissen, war Thomas 2005 mit mir auf Hawaii. Und als ich nun in seine Wohnung kam, da klebte auf einer Tur in der Diele folgendes Foto:

Ist das nicht schön. Da hat der Kerl unser gemeinsames Bild, welches nach meinen Zieleinlauf auf Hawaii gemacht wurde, so angebracht, dass er es immer im Blick hat. Ich hoffe, das gibt ihm genügend Motivation.

Wir zwei hinter dem Ziel auf dem Alii-Drive 2005 – zwei stolze Augenpaare



So, gleich drehen wir noch ein Radründchen hier im Grünen (wohl nur kurz, weil ich total verschnupft bin), und dann fahren wir wieder gemeinsam nach Hamburg. Dort trifft sich das Team heute Abend zur Ironman-Hawaii-Party. Die ARD überträgt diese Nacht ab 0.15 Uhr live aus Kailua-Kona. Da wollen wir uns alle zusammen Motivation für die nächsten Wochen holen. Mit dabei ist auch Axel Schubert, mein alter Abi-Schulfreund, der meine Homepage gebaut hat. Dafür möchte ich ihm an dieser Stelle noch einmal meinen größten Dank aussprechen. Danke!

Und dann sind noch drei andere Typen dabei. Aber das erzähle ich Euch im nächsten Eintrag. Spannende Geschichte, aber mehr wird hier nicht verraten.

Ich wünsche Euch Durchhaltevermögen in der kommenden Fernseh-Nacht.

Herzlichst, Euer

mathias

P.S: Kai Baumgartner (hat das Titelbild meines Buches geschossen) berichtet permanent von Hawaii.

P.S.2: Es gibt die ersten Rezensionen von meinem Buch: 1, 2, 3. Freue mich riesig darüber

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