Freitag, 19. Oktober 2007

Dampfmaschine II

Liebe Leute,

heute richten wir unser Augenmerk als erstes auf unseren Einzelkämpfer in Wagenfeld. Thomas, gestern in diesem Blog schon als halbe Vermisstenanzeige gehandelt, meldete sich eben mit folgender Aussage:
Moin Mathias, nein ich bin nicht irgendwo auf der Strecke eingeschlafen, dafür habe ich mein Bett zu lieb. - Ganz kurz zu heute: wenn ich heute morgen schon gelesen hätte, dass Du noch nie 1:45 auf der Rolle gesessen hast, hätte ich nicht gewusst, was passiert wäre. So habe ich 2 Stunden auf der Rolle verbracht (Danke an den US-Schauspieler Nick Nolte – wobei ich ob der Anstrengungen schon wenige Minuten nach dem Training vergessen hatte, welchen Film ich da überhaupt gesehen hatte)! Aber das war nicht alles. Anschließend habe ich mich tatsächlich in die Laufklamotten gezwängt (das ist gar nicht so einfach schweissnass in eine Laufhose zu kommen) und habe noch einen Jogg von 1:04 oben drauf gepackt. Puh. Eins weiß ich jetzt: Morgen ist FREI!!!! Tschüss Thomas

So sah das heute also in Wagenfeld aus. Da hat er Dampfmaschine-Anna noch mal um 15 Minuten auf der Rolle getoppt. Na hoffentlich sind seine Scheiben mittlerweile wieder frei von Schwitzwasser.
Erwähnen möchte ich aber auch noch die gestrige Trainingseinheit von Thomas. Diejenige, welche eben die Vermisstenanzeige ausgelöst hatte. Zu später Stunde schrieb er:

Der heutige Tag (Donnerstag, Anm. d. MM) fing eigentlich schon gestern an. Ich habe mir neue Laufschuhe gekauft. Aber der Reihe nach, irgendwie dümpelte der Tag nur so vor sich hin. Ich habe mit einem sehr netten, älteren Herren 9 Löcher Golf gespielt. Wahrscheinlich wird jetzt jeder denken, dass ich das bestimmt aus trainingsmethodischer Sicht per pedes absolviert habe. Mitnichten! Wir sind, wie das Golf-Klischee nun mal aussieht, gefahren!!!
Nach Feierabend hatte ich dann überhaupt keine Lust mehr zu nix. Nur noch couchen war angesagt. Aber als ich nach Hause kam, standen sie da: Die neuen Laufschuhe!!!! Was soll ich sagen, die Schuhe haben gegen die Couch (arme, einsame Couch) gewonnen und ich bin doch noch los. Zuerst ging jedoch gar nichts. Meine Pulsuhr wollte nicht, meine Beine wollten nicht und ich irgendwie auch nicht. Also schleppte ich mich so dahin. Dann erinnerte ich mich, dass Mathias irgendwann mal meinte, ich müsse hin und wieder neue Reize setzen. ADer einzige neue Reiz bei mir war jedoch, an einer stark befahrenen Straße eine Gehpause einzulegen. Nach rund 40 Minuten schafften Mathias’ Worte aber in ihrer eigentlichen Bedeutung den Weg in mein Hirn. Ich richtete den Blick weg von den neuen Schuhen, hob den Kopf hoch und mit deutlich höherer Geschwindigkeit lief ich nach Hause. So nahm mein (Trainings-) Tag doch noch ein gutes Ende. Habe dann schnell noch was gekocht und ab auf die Couch, sie hatte es sich verdient!

Mit dieser Schilderung seines Kampfes mit dem eigenen Schweinehund ist Thomas heute für mich der Held der letzten eineinhalb Tage. Was nicht heißt, dass die anderen Drei der
Trainingsgruppe faul gewesen wären.

Thomas: Zur Belohnung hast Du eins gut bei mir. Also auf Bald, wie damals, nach unserem Alster-Jogg



Martin zum Beispiel wollte trotz leichter Hüstelanfälle gestern Abend laufen. Er ist dann in etwas die Mittwochs-Runde von Dirk gelaufen (Außenalster, Leinpfad, zurück, Binnenalster, Außenalster, Schluss). Nur läuft der junge Mann zu schnell. Als er um die Binnenalster gelaufen sein, habe seine Uhr immer noch nur 1:13 Stunden angezeigt, und er habe sich gefragt, wie er die 1:30 Stunden nur voll bekommen solle.
So, liebe Leser, an dieser Stelle könnt Ihr nun alle mal tief Luft holen und laut sagen: "Das ist Jammern auf hohem Niveau – Martins Sorgen wollen wir haben!" Ist er doch selbst schuld, wenn er so schnell läuft, oder?!

Zu Dirk: Vielleicht erinnern sich die Leser noch daran, dass ich gestern schon einmal mit meinen letzten Worten vorbereitete, heute Morgen im Bett bleiben zu können. Aber - ich habe mich, zusammen mit Anna, rausgepellt. Und für Dirk habe ich mit meinen bescheidenen zeichnerischen Fähigkeiten mit Strichmännchen die Kippwende in ihren verschiedenen Stadien gezeichnet, weil ich dem Jungen eine flotte Wende beibringen wollte. Und jetzt dürft Ihr raten, wer nicht im Schwimmbad war?

Der Fall ist klar. Aber mit seinem Anruf gegen 9 Uhr zeigte sich warum wir nur zu zweit im Wasser waren. Dirk hatte sich (viele kennen das), weil er "immer zur gleichen Zeit aufwacht", keinen Wecker gestellt. Na? Hallo? Alles klar? Richtig! Anscheinend hat er übersehen, dass sein Körper, seit er mit dem Training begonnen hat, im Umbauprozess steckt. Und eben dieser Körper wird sich locker gesagt haben: "Pfft, wenn der Typ mich nicht rausschmeißt, bleib ich liegen. Jepp!"

So ist es halt. Der alte Spruch, der sagt, dass sich der Körper holt, was er benötigt, beweist sich immer wieder. Und ehrlich gesagt, ich finde es gut, dass Dirk heute verschlafen hat. Um so mehr Lust hatte er darauf, heute Abend schwimmen zu gehen und anschließend zu laufen. Wir sind gespannt auf seinen Bericht.

Gut, ich also heute Morgen mit Anna ins Schwimmbad (ich nur in Short und T-Shirt, um mich auf Annas Schwimmen konzentrieren zu können). Alles sieht bei ihr schon viel besser aus. Angefangen beim Abstoßen von der Wand (damit fängt schließlich alles an, und schon da muss der Körper eine gewisse Spannung und Streckung haben), über das Ausatmen unter Wasser beim Brustschwimmen, bis hin zu den ersten (wilden) Kraularmzügen – alles besser. Klar, kraulend schafft sie es noch nicht über die 20-Meter-Marke hinaus. Aber die Art und Weise, wie sie die Sache angeht, und wie sie nach jeder Bahn versucht die Manöverkritik umzusetzen, hat mich heute Morgen wirklich beseelt – meinen Tag gerettet. Echt wahr. Zum Schluss ist sie noch mal 500 Meter Brust geschwommen. Zeit: 14'43 min. Hochgerechnet würde sie schon damit über die 3,8 Kilometer beim Ironman an die 2 Stunden schaffen. Und wartet ab, wenn sie in einige Wochen das mit dem Kraulen gelernt hat!!

Das Anna eben noch 1:09 Stunden in die Dämmerung gelaufen ist, traue ich mich hier schon gar nicht mehr zu erwähnen. Ihr Spruch, als sie gerade wieder rein kam: "Ach, eigentlich wollte ich noch gar nicht aufhören."
Das sie es doch getan hat, daran bin ich schuld. Denn wir wollen uns nicht zu schnell vorwagen, den Bändern und Sehnen im Körper eine Chance geben, mit der sich aufbauenden Muskulatur Schritt zu halten.

So, dass ist es für heute Abend. Wenn Ihr einen Läufer an der Alster seht, der ein zufriedenes und vor allem ausgeschlafenes Lächeln im Gesicht trägt, dann ist es wohl Dirk. Aber dazu mehr morgen.

Herzlichst, Euer mathias

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