unglaubliche 30 Grad, kurze Hose, kurzes Shirt, Schweiß perlt aus allen Poren, kein Verkehr – man kann sogar ohne Helm fahren. Sonnenbrand trotzdem ausgeschlossen. Das gibt’s nicht? Das gibt es doch! Nein, nicht auf Lanzarote – bei mir im Wohnzimmer. Die Fenster zugeknallt, die Heizung hoch gedreht, so heißt ist es nicht mal auf den Kanaren. Die Sonne brennt mir in Form von einer Ikea-Lampe auf die Birne, keine Sturzgefahr, kein Sonnenbrand. 1:20 Stunden strampel ich auf diese Art und Weise vor mich hin. Herrlich.
Nun, die Jungs werden trotzdem nicht neidisch auf mich sein. Schätze ich. Aber ich bin es auf sie – nach wie vor. Und so versuche ich es mir so Insel-ähnlich wie nur möglich zu gestalten, um die Wartezeit bis zu meiner Abreise Richtung Lanzarote zu verkürzen.
Thomas schickt derweil den Bericht von der echten Insel:
"Hallo ihr da oben im hohen Norden,
uns geht es hier auf der Insel soweit prächtig. Heute ist richtig was passiert. Jürgen von Stern-TV wollte gerne ein paar Bilder von uns im Wasser machen, natürlich mit Neo. Um noch einen drauf zu setzen, am liebsten im Meer.

Also sind wir heute morgen um 6.30 Uhr vom Kamerateam aus den Betten geholt worden. Ich hoffe sie werden nicht sooo viele Bilder davon senden. Wir sofort in die Klamotten, Neo, Schwimmbrille und Handtuch geschnappt und sind nach Puerto del Carmen gefahren. Genau zu dem Punkt wo wir alle am 24. Mai starten werden. Aber keine Sorge wir waren nicht nur zum Posen dort.

Wir haben die ersten ernsten Erfahrungen mit Meer und Neo gemacht. Na ja, wir bedeutet Dirk und ich. Martin ist ja was Wassersport betrifft ein alter Hase. Aber selbst er war begeistert von Wasser, Strand und Neopren. „Mann, ist das schnell mit dem Neo.“ Hier noch einmal ein Dankeschön an Finisher-Sport und Sailfish.
Dirk und ich litten etwas unter dem Salzwasser, besser dem Geschmack desselben. Sei´s drum, ein gelungener Start in den Tag. Wir sind anschließend schnell ins Hotel um auf den letzten Drücker noch ein Frühstück zu erhalten.
Frisch gestärkt sind wir dann auf zu neuen Radtaten. Ziel war der höchste Berg der Insel, der Mirador del Rio (ca. 600 Meter). Mit dem Erreichen des Berges wären es dann 1000 Höhenmeter auf der Habenseite. Aber der Weg dorthin ist lang und wie ich finde auch noch schwer. Drei richtig heftige Anstiege galt es zu bewältigen. Und immer vorne weg: „Speedy-Martin-Gonzales“! Der Kerl ist nicht klein zu kriegen.
Diese drei Bergaufpassagen erwarten uns auch bei dem Wettkampf, wobei der Erste bei Kilometer 120 erst beginnt. Wir werden im Mail dermaßen kräfteschonend fahren müssen, puhh. Heute macht mich das doch noch ein wenig unsicher. Aber nächste Woche sieht die Welt bestimmt schon anders aus.
Nach einer langen und berauschenden Abfahrt, mit Serpentinen die jeder Tour de France gut zu Gesicht stünden, warteten wir allesamt (Stern-TV, Martin und ich) auf Dirk. Er ließ sich wirklich Zeit. Und dann stand er endlich vor uns – mit blutendem Knie und aufgeschürften linken Ellenbogen. Schreck lass nach!
Da ist dem armen Kerl doch glatt die Kette abgesprungen, das Hinterrad blockiert und er ist quer über den Asphalt geknallt mit Radüberschlag und allem Pipapo. Zum Glück schon zu Beginn der wirklich schnellen Abfahrt (der Marc-Herremanns-Abfahrt). Aber außer dem Schreck, den Schürfwunden und ein paar Kratzern an Rad und Helm ist ihm nichts passiert.
Das macht nachdenklich, wie sehr wir doch auf das Material angewiesen sind und wir uns echt blind darauf verlassen. Dirks gelassene Reaktion: "Alles halb so schlimm, wir sind hier doch nicht im Mädchenpensionat." Sprach’s und fuhr weiter. Den letzten steilen Anstieg noch und wir waren auf dem höchsten Punkt der Insel. Grandiose Ausblicke, überwältigende Kulisse, der Wahnsinn!
Nach einer kurzen Pause und der Planung für den Rest des Tages ging es dann weiter. Von nun an erstmal gaaaaanz lange bergab, tschuldigt: SAUGEIL – 11 Kilometer! An einer Tanke wollten wir nur kurz was trinken und dann passierte mein Missgeschick. Mein Brillenputztuch wurde vom Winde verweht, wohin keine Ahnung. Als wir losfuhren wusste ich es, in meinen Kettenspanner. "Mist", dachte ich, "Tuch kaputt." Aber nichts dergleichen. Das verklemmte Tuch blieb heil, dafür ist der Kettenspanner gerissen, ohne Scheiß, das Ding ist kaputt. Und somit ein fahren mit meinem Rad nicht mehr möglich. Versuche mir morgen eins zu leihen. Ich bin dann mit dem Taxi ins Hotel, echt doof!
Die beiden Jungs sind artig weitergestrampelt, ohne Komplikationen kamen sie auch kurz nach mir an. Sie hatten 108 Kilometer auf den Uhren und sind diese in 4:40 Stunden gefahren. Wenn man die Zeit fürs Drehen mit einbezieht, kommt ein Trip von einer Dauer von fast 6,5 Stunden zustande. Das reicht! Jetzt ab zum Essen.
Es grüßen euch alle recht herzlich: Speedy Martin, Bloody Dirk und ich"
Junge, Junge, das war ja dann doch ein aufregender Tag. Gott sei Dank sind die Drei noch alle gesund und munter. Da fällt mir doch ein Stein vom Herzen. Wobei ich schon sagen muss, dass Thomas in über 20 Jahren, die ich diesen Sport betreibe, der Erste ist, der mit einem Brillenputztuch auf Tour geht. So viel zum Thema Mädchenpensionat!
Mit Kettenspanner meint Thomas bestimmt das Schaltwerk, oder?! Hat jemand eine bessere Idee?
Wie das mit Dirk passiert ist, würde mich indes wirklich interessieren. Thomas hat natürlich Recht, wir sind vom Material abhängig. Allerdings sind Rennräder auch sensible Geräte. Und sensible Geräte brauchen nun mal auch ein weinig Zuwendung. Für Dirk sollte dies ein Anstoß sein, sich mit seinem Rad eingehend auseinanderzusetzen. Letztlich kann und darf sich nur auf sich selbst verlassen. Also: checken, checken, checken.
Wollen wir nun mal hoffen, dass etwaige Schürfwunden gut verheilen, und Dirk weiter trainieren kann. Und außerdem wollen wir hoffen, dass Thomas ein Rad auftreiben kann.
Ich werde derweil weiter auf der Rolle trainieren. Sicher ist sicher!
Herzlichst, Euer mathias
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen