wir sind Olympiasieger!!! Was für ein Morgen, ich schreibe dies hier jetzt um 8 Uhr als Nachsatz zu meinem Eintrag von gestern Abend. Nachdem ich das Rennen in Peking gesehen hatte – natürlich live! – musste ich doch erstmal wieder ins Bett. Wie schön kann ein Rennen sein?! Da hat der Jan Frodeno eigentlich fast eine Kopie des WM-Triumphes seines Mannschaftskollegen Daniel Unger im Jahr 2007 hingelegt. Taktisch klug immer vorne mit dabei, ohne all zuviel auf sich aufmerksam zu machen (im Rahmen dessen, wie es einem von seiner Körpergröße möglich ist), und dann, 200 Meter vor dem Ziel das Herz in beide Hände und ab dafür: Kompromisslos nach vorne, fest an sich glaubend, dem Ziel entgegen, alle in Schach haltend, alle niederkämpfend, die Arme mit dem Zielband hochreißend, am Ziel seiner Träume! Olympiasieger!
Ihr habt es also wieder gesehen: Wille ist Alles! Pa’a!
Ich verschwinde nun schnell ins Büro, hier der eigentliche Blog:
Liebe Leute,
es tut mir leid, aufgrund einiger nicht antialkoholischer Getränke kann ich mich ans Wochenende nicht mehr erinnern. Das war’s. Kurzer Blog.
Neinnnn, so wollen wir das hier natürlich nicht stehen lassen. Sagen wir mal, ich weiß nicht mehr alles aus der Zeit von Samstag Mitternacht bis 3 Uhr. Aber wen interessiert das auch. Hückeswagen ist ja interessant. Und da sind wir am Samstag beim Triathlon gestartet.
Trotzdem frage ich mich, ob ich das hier überhaupt berichten muss, denn wir ich Euch kenne, habt Ihr längst die Ergebnislisten online angesehen. Wobei, wenn das so wäre, hättet Ihr wohl Kommentare geschrieben. Hm. Muss ich also doch erzählen.
Juut: Wir also am Freitag alle dahin. Thomas mit Steffi von Wagenfeld aus, Anna mit Mariechen von Rendsburg und Hamburg aus, und Martin, Maria und ich in Martins Bus ebenfalls von Hamburg aus, befolgt (kann mich nicht zwischen verfolgt und begleitet entscheiden) von Martins Bruder Michael und dessen Freundin Marieke. Dirk? Nee, der hatte noch zu tun und wollte erst am Wettkampfmorgen anreisen.
Freitag Abends dann alle (bis auf Thomas und Steffi, die waren bei Thomas Cousine eingeladen) ab in die wunderbar leckere Hückeswagener Pizzeria "Pizza Italia" – klar, wie soll so ein Laden auch anders heißen. Aber es ist echt total lecker da. Mein lieber Bruder Jogel und seine Suse gesellten sich noch zu uns, ebenso wie Heike aus Leverkusen, die mit meinem alten Triathlon-und-mehr-Freund Frank Weyer zusammen gekommen war. Frank ist letztlich mit dafür verantwortlich, dass ich heute überhaupt Triathlon mache. Er selbst war schon als Jugendlicher ein riesen Talent und hat sich bei Deutschen Meisterschaften mit so Typen wir Thomas Hellriegel und Norman Stadler rumgeschlagen. Und als Frank, zwei Jahre jünger als ich, irgendwann zur Deutschen Sporthochschule Köln kam, und wir zwei Hückeswagener dann öfter zusammen trainierten, erklärte er mir, dass Abtrocknen nach dem Schwimmen, ebenso wie Hosenwechsel nach Schwimmen und Radfahren, total überflüssig sei. Dank seiner Tipps habe ich dann 1991 sowohl in Hückeswagen als auch in Gummersbach zwei Rennen gewonnen, und wusste fortan, dass der Triathlon mein Sport war.
Vorgeschichte, Vorgeschichte, Vorgeschichte. Also den Freitag Abend jetzt bitte in Schnelldurchlauf: Salat, Pizza, Lasagne, andere Nudeln, Apfelschorle, Bier-Cola, Weizen, Ramazotti, Schlafen.

Samstag Morgen verspürte ich dann ein wenig Nervosität. Schließlich wollte ich zum ersten Mal seit 3 Jahren (in Worten: drei Jahren), wieder mal ein (schnelles) Rennen machen. Aber gut, die Abläufe sind mir weitestgehend bekannt, und so fanden Anna und ich uns eineinhalb Stunden vor unserem Rennen in der Wechselzone an der Bevertalsperre ein. Alle anderen waren auch schon da, und so wurde hier ein Tipp gegeben, dort ein wenig gequasselt (unter anderem mit Roland und Elke) und nebenbei bereiteten wir uns aufs Rennen vor.
Schon längst mittendrin war zu diesem Zeitpunkt Martin, der schon vor 9 Uhr ins Wasserspringen und die zwei Kilometer des Mitteltriathlons absolvieren musste. So viel lässt sich sagen: Der junge Mann hatte an dem Tag ordentlich zu tun. Tatsächlich erreichte er erschöpft aber sehr zufrieden nach 4:43 Stunden das Ziel auf dem Aschenfußballplatz des Rasensportvereins (!), Raspo 09 Hückeswagen das Ziel. Seine Splits: Sehr gute 28,09 Minuten Schwimmen, dann 2:24 Stunden auf dem Rad (rund 76 harte Kilometer; ca. 1500 Höhenmeter!) und 1:50 Laufen für gute 23 Kilometer. Hut ab!

Dann waren es noch knappe 20 Minuten bis zu meinem Start, als plötzlich Dirk mit Jeans, Hemd und einem nicht aufgepumpten Rad vor mir Stand. Der Junge hatte niemanden von uns per Handy erreichen können (am Hückeswagen-Triathlon-Tag bleibt mein Gerät immer aus!), und war nun hin und hergerissen, ob er überhaupt starten sollte. O-Ton: "Mathias, macht doch nichts, ich feuer Euch auch gerne an." Ja aber ich wollte doch so gerne, dass er diese wunderbare Strecke kennenlernt. Also bat ich ihn, sich umzuziehen, während ich, den Neo schon auf den Hüften, wie angestochen durch die Wechselzone rannte, um einen Helm und eine Pumpe für Dirk aufzutreiben. Während dessen wollte er mich immer beruhigen: Siehe O-Ton oben.
Aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Und nachdem ich ein/zwei Vereinskameraden gefragt und genervt hatte, und schließlich Dirk einen Helm übergab, fand ich mich vor seinem Rad knieend wieder, mit einer Minipumpe Luft in seine Reifen hämmernd. Als ich das so weit hatte stand er schon halb im Neo oder zumindest in der Badehose da. Ich sagte ihm kurz, er würde es noch zum Start schaffen und verschwand selbst in dessen Richtung.
Zehn Minuten später ertönte die Sirene und es ging los für alle Staffeln und meine AK40-und-älter-Jungs. Ich weiß nicht, wie ich es gemacht habe, aber tatsächlich war ich als 28. aus dem Wasser raus. 7:11 Minuten – cool! Aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich doch annehmen, dass die Strecke keine 500 Meter lang war. Niemals. Aber 28. ist 28. – also!
Und dann ab aufs Rad. Schon nach wenigen Metern hatte ich Steffi im Visier, die ihren allerersten Triathlon machte und wie alle Frauen, zehn Minuten vor uns gestartet war. Noch mal fünf Minuten später, traf ich auf Mariechen, die ebenso zum ersten Mal in ihrem Leben so ein Rennen bestritt. Kurz gegrüßt, angelacht, und weiter. Irgendwo musste doch noch Anna sein.
Aber ich konnte die Kurbeln kreisen, die Pedale treten und meine Schenkel quetschen bis zum Gehtnichtmehr – meine Liebste ließ sich nicht sehen. Tatsächlich erreichte ich das Radziel mit einem guten 35er Schnitt nach 35:25 Minuten (da ist die 300 Meter lange Wechselzone vom nach dem Schwimmen mit drin). Das war die elfte Zeit im Rennen – völlig okay. Nee, sehr gut.
Und dann, nach 100 Meter auf der Laufstrecke, da erst erreichte ich Anna. Sie war ein wahrhaft fulminantes Rennen auf dem Rad gefahren, was ihr von mir endgültig den Beinamen "Radbombe" einbrachte. Aber ich musste weiter, denn erfahrungsgemäß rennen die anderen im Sprint immer wie die Verrückten. Und schon nach einem Kilometer waren auch schon zwei Athleten an mir vorbei gestürmt. Keine Chance mitzugehen. Egal. Nur nicht resignieren. Einfach den eigenen Rhythmus beibehalten. Vor mir sah ich immer den kleinen roten Punkt von meinen Vorbau auf dem Bike: "Bleib ganz ruhig. Beweg Dich in Deinen Ressourcen. Aber lass Dich auch nicht hängen. Dran bleiben. Vielleicht noch ein wenig schneller?!!"
Nun ja, 22:17 Minuten bin ich gerannt. Das war gerademal die 41. Laufzeit. Aber das machte nichts, denn diese Splits liegen ja immer ganz nahe beieinander. Tatsächlich also war ich dann nach 1:04,55 Stunden als 20. im Ziel. Altersklassen-Rang: 5.
Kein Wunder, wenn man mit so Typen wie Frank Weiss (immer so rund 25000 Radkilometer pro Jahr) und meinen Talent-Freund Frank Weyer in einer Klasse startet.
Mmmh – Frank Weyer meinte vor Jahresfrist, dass ihn mein 2005er Blog wieder motiviert hätte zum Triathlon zurückzukehren. Hätte ich mal lieber nichts geschrieben, wäre ich am Samstag schon Vierter geworden. Aber ehrlich gesagt: So ist es mir viel lieber. Viel lieber!
Juut, knapp fünf Minuten nach mir erreichte mein Freund Roland das Ziel. Schön. Schön, dass er so flott war, schön, dass er mir den Vortritt gelassen hatte (Alter, ich hatte schon mächtig Schiss vorher ;-)), schön, dass wie mal wieder zusammen so was gemacht hatten. Thomas war nach 1:14,56 bei uns. Die Splits: 10:23 Minuten Schwimmen, 40:37 Minuten Rad, 23:55 Minuten Laufen. Wir er später erzählte, hatte er im Wasser ohne Neo dermaßen gefroren, dass er nicht durchweg gekrault war. Na, wieder eine Erfahrung mehr.
Und Anna? Anna war nach 1:22 Stunden im Ziel. Die Schwimmstrecke hatte sie im Bruststil in 10:46 Minuten bewältigt (das muss es jetzt mit Brust aber auch mal gewesen sein, oder!!). Und wenn sie mit Thomas in einem Start gewesen wäre, wäre sie vielleicht mit ihm vom Rad gestiegen. Denn mit 40:21 Minuten war sie tatsächlich 16 Sekunden schneller Radgefahren als er. Rumms!
Für die Laufstrecke benötigte sie mit 31:07 Minuten jedoch einen Tick zu lang. So zwei/drei Minütchen weniger wären tolle gewesen. Dafür hatte ich mal wieder den Eindruck, dass sie das angeschlagene Tempo auch hätte 20 Kilometer länger laufen können. Ohne Flachs.
Mariechen erreichte nach 1:43 Stunden total happy das Ziel, und Steffi acht Minuten später.
Ja und dann? Dann gab’s Weizenbier, Currywurst frisch vom Grill und jede Menge Kuchen. Leute, ich kann Euch sagen, es gibt nix schöneres als Triathlon in Hückeswagen bei Sonnenschein. Wirklich war.
Das war es dann! Das war tatsächlich unser letztes Rennen in diesem Jahr. Und jetzt müsst Ihr ganz stark sein: Denn werde nun rund drei Wochen aussetzen (müssen). Nein, ich höre nicht auf zu schreiben, aber in den nächsten Wochen hat es einfach nicht viel Sinn. Ich möchte es deshalb wie mit dem sportlichen Zyklus halten. Die Höhepunkte sind gelaufen, und nun muss ein Pause her. Und in denn nächsten Tagen/Wochen gibt es eh nix zu berichten. Denn: Ab Mittwoch bin ich schon zu meinem 4-Tages-Junggesellen-Abschied im Rheinland unterwegs. Danach warten auf mich mit dem Montag, dem Dienstag und dem Mittwoch drei richtig harte Bürotage, wo Überstunden fest eingeplant sind. Training wird da nicht möglich sein. Und ab Donnerstag ist Hochzeit. Danach wiederum, hauen Anna und ich eine Woche ab in die Schweiz auf eine einsame Hütte.
Wenn wir wiederkommen schreiben wir so ungefähr den 10. September. Ich werde mich dann sicher melden. Meine Vorbereitung auf 2009 möchte ich jedoch erst mit dem Beginn des Oktobers starten – genau wie im vorigen Jahr. Also lasst uns mal für Mitte September verabreden. Okay?!
Und natürlich fällt mir das Schreiben noch viel leichter, wenn Ihr bis dahin viele Glückwünsche geschrieben habt (Termin ist der 30. August). Geschenke bitte an die Redaktion der Yacht (nur ein Scherz).
Aah Mensch, bevor ich es vergesse. – *Alex*, bitte schreib Anna doch eine Mail wegen des Shirts, ja. Ich weiß, Sie hat es auf dem Plan. Aber Du kannst Dich ja trotzdem mal melden. – Fritz: Wenn Du Frankfurt-Marathon laufen willst, dann einfach ran. Es sei denn, Du fühlst Dich noch nicht sicher genug. Horch in Dich rein. Und wenn nicht, dann gibt es auch im nächsten Jahr noch jede Menge Marathon-Rennen. – Maik: Keine Ahnung, wie schnell das Joggen mit Martin Grüning war. Auf keinen Fall 4:00. So schnell kann ich gar nicht. Aber flott war es schon. Ich muss Dich im Ungewissen lassen.
Jutchen, Mitternacht, ich muss schlafen. Und regenerieren. Und heiraten. Und und und. Auf bald Ihr Lieben da draußen.
Bin bald zurück. Danke für Euer Verständnis! Danach geht’s hoch motiviert auf zu neuen Zielen. Und das ist so sicher wie das Pa’a auf Hawaii und in unseren Herzen.
Kämpft für Eure Ziele – Wille ist Alles!
Herzlichst, Euer mathias
P.S: Leider kann ich hier keine Fotos vom Wochenende zeigen. Die hat alle Suse gemacht, und sie hat sich auch in den Urlaub verabschiedet. Wird aber bei Zeiten nachgeliefert.
P.S.2: Als ich aus dem Wasser kam und zur Wechselzone lief, stand Dirk, wieder in Jeans und Hemd gekleidet, am Rand und feuerte mich an. Er hatte seine Schwimmbrille und Startnummernband im Auto liegen lassen. Aber nein, ich wäre auch ohne sein Rad aufzupumpen nicht schneller gewesen. Man muss ehrlich sein!